RUBY´S TAGEBUCH

 
 

In dieser Rubrik darf ich, Ruby, meine Meinung sagen.

 
Hier erfahrt ihr, wie die Welt aus meiner Sicht aussieht.
 

20. Januar 2011

Im Moment hab ich alle Pfoten voll zu tun. Es ist jetzt drei Wochen her, dass ich gedeckt worden bin und wenn alles gut geht, kommen in sechs Wochen meine Welpen. Bis dahin hab ich noch einiges zu erledigen. Das wäre auch gar nicht so schlimm – wenn meine Menschen mir nicht ständig in die Quere kommen würden.

Zum Beispiel war ich am letzten Wochenende mit Finny, Meike und Fredi spazieren. Fredi und ihr Freund sind Welpeninteressenten, die ich mir schon vor ganz langer Zeit als neue Familie fürs eins von meinen Babys ausgesucht habe. Eigentlich wollten sie einen Schoko-Rüden und wollten meine Menschen nur mal fragen, worauf sie denn beim Hundekauf achten müssen. Dann haben sie mich gesehen und ich habe sofort gewusst, dass die beiden prädestiniert dafür sind, sich von einem kleinen Labbi-Welpen um den kleinen Finger wickeln zu lassen. Also hab ich ihnen meinen besten „Siehst-du-wie-niedlich-ich-bin“-Blick gezeigt. Hat geklappt. Plötzlich wollten sie keinen braunen Rüden mehr, sondern ein gelbes Mädchen – natürlich von mir.

Seitdem haben sie gaaanz lange auf meinen nächsten Wurf gewartet. Weil die beiden so aussahen, als ob sie meiner Tochter ein gutes Zuhause bieten könnten und sie sich mit meinen Menschen schon fast einig waren, wurde es Zeit, sie einem Härtetest zu unterziehen. Also sind wir zusammen spazieren gegangen und ich hab meine persönliche Checkliste abgearbeitet. Fredi hatte keine Pumps mit Pfennigabsätzen an, sondern feste Schuhe. Erster Pluspunkt. Außerdem eine waschbare Jeans, an der man ruhig hochspringen durfte. Zweiter Pluspunkt. Wir haben ihr über die Hände geschlabbert und sie hat sie sich nicht sofort gewaschen. Dritter Pluspunkt.

Dann ging es in den Wald. Anderthalb Stunden Spaziergang ohne Gemecker, dass sie nicht mehr laufen mag und nach Hause will. Finny und ich haben ordentlich getobt und sind durch Pfützen gehüpft, ohne dass sie uns eklig fand. Sie hat uns sogar immer noch gestreichelt. Dabei haben wir wirklich nicht mehr besonders gut gerochen.

Damit wäre Meike zufrieden gewesen. Ich nicht. Ich finde, zum Abschluss muss man einen kleinen Härtetest machen. Also bin ich mal eben im Wald verschwunden. Finny hab ich mitgenommen. Es hat bestimmt eine Minute gedauert, bis Meike gemerkt hat, dass wir weg sind und uns gerufen hat. Der kleine Verräter ist natürlich sofort zu ihr gerannt. Ich nicht. Es sollte ja ein Härtetest sein. Also hab ich die beiden schön lange rufen und suchen lassen.

Aber dann hab ich es vielleicht ein bisschen übertrieben. Die sind nämlich einfach zum Auto zurückgegangen. Beinahe wären sie ohne mich losgefahren! Da hab ich mich dann doch lieber beeilt und bin zurückgerannt. Sicherheitshalber hab ich mich vor Meike auf die Straße geschmissen, gegähnt und mir über die Lefzen geleckt. Und was macht mein Mensch? Sagt er „ist doch nicht so schlimm Ruby, du wolltest ja nur die Welpenkäuferin testen“? Denkste! Geschimpft hat sie! Nicht ein bisschen Dankbarkeit für mein Engagement.

Naja, funktioniert hat meine Bewährungsprobe trotzdem. Denn Fredi will immer noch einen Welpen von mir.  Nächste Woche treffen wir uns mit den nächsten Interessenten. Ihr dürft gespannt sein, was ich mir dieses Mal einfallen lass!

30. Dezember 2010

Irgendwie haben meine Menschen doch ein bisschen dazugelernt. Vorgestern waren wir zum zweiten Mal beim Target-Test. Die Tierärztin meinte, dass er sich erst minimal verändert habe. Aber Meike hat nachgerechnet, wann ich beim letzten Mal gedeckt worden bin. Am 21. Tag. Der war gestern. Also sind wir gestern zu den Blueberry Hills gefahren.

Da wohnt Dean, der Vater meiner Kinder. Ich will ja nicht angeben, aber Dean ist einer der hübschesten Rüden, die ich je gesehen habe – und mit Abstand der netteste. Wir mögen uns sehr. Dass meine Welpen alle so gut gelungen sind, verdanken sie nicht nur mir – obwohl ich natürlich einen großen Anteil daran hab - sondern auch Dean.

Wir waren uns gleich einig, dass wir mehr Kinder wollen. Also haben wir uns erstmal um neuen Nachwuchs gekümmert. Dann hab ich ihm seine Tochter vorgestellt. Ich glaube, er mochte sie.

Nicole mochte sie auf jeden Fall. Das ist wichtig, denn Nicole ist Deans Besitzerin. Und wenn sie meine A-chen nicht mögen würde, hätten Dean und ich ja vielleicht keine B-chen machen dürfen. Aber zum Glück mag sie Finny. Und sie findet sie hübsch. Naja, Geschmackssache.

Heute waren wir nochmal bei Dean zuhause. Nur um auf Nummer sicher zu gehen. Aber ich glaube, wir haben schon gestern Welpen gezeugt. Meike möchte acht Stück. Am liebsten fünf Mädchen und drei Jungs. Nicole tippt auf vier Mädchen und vier Jungs, Ulf auf sieben Welpen. Haben die sonst keine Probleme? Die können froh sein, wenn ich ihnen überhaupt Welpen mach. Ich bin schließlich diejenige, die sie unter Schmerzen gezeugt hat (okay, so schlimm wars eigentlich gar nicht, aber das muss ja keiner wissen), die sie auf die Welt bringt und die sie groß zieht. Da werde ich ja wohl auch noch bestimmen dürfen, wie viele es sind. Und wenn ich nur drei Jungs will, krieg ich auch nur drei Jungs. Punkt.

Naja, vielleicht bin ich doch ein bisschen nett zu meinen Menschen und überleg mir das mit dem größeren Wurf. Schließlich waren sie auch nett zu mir und haben mir wieder meinen Dean ausgesucht. Ich denk nochmal drüber nach.

27. Dezember 2010

Eigentlich bin ich der Nabel der Welt. Zumindest finden das meine Menschen – und ich finde, sie haben recht. In letzter Zeit hat sich allerdings alles um Finny gedreht. Finny hat A-Hüften, Finny muss zur Augenuntersuchung, Finny muss ausgestellt werden, Finny braucht eine Zuchtzulassung, Finny hier, Finny da. Und was ist mit mir???

Also hab ich mal schnell ein bisschen dazwischen gefunkt und bin läufig geworden. Und plötzlich gehörte wieder alle Aufmerksamkeit mir. Geht doch! Plötzlich musste für mich ein Augenarzttermin gemacht werden und ich war diejenige, um die man sich kümmern musste.

Allerdings sind meine Menschen leider nicht mehr so naiv wie bei meinem ersten Wurf. Damals sind wir vom neunten Tag der Läufigkeit an jeden Tag zum Tierarzt gefahren. Das war klasse. Ich liebe Tierarztbesuche!

Dieses Mal waren sie abgeklärter. Dachten sie zumindest. Also hab ich sie ein bisschen auf die Probe gestellt. Am Sonnabend war ich mit Ulf spazieren. Da haben wir einen Rüden getroffen und ich hab ein bisschen die Rute zur Seite genommen. Nur so, zum Spaß. Natürlich hatte Ulf gleich Panik, dass es los geht.

Ich hab mich schon auf den Tierarztbesuch gefreut. Dummerweise war erstens Weihnachten und zweitens Meike der Meinung, ich sei noch nicht dran. Also sind wir nur zu unserer Nachbarin Ronja gegangen. Ihr winziger Rüde Mocco durfte dann an mir schnüffeln. Nichts gegen Mocco, aber ich bin schon ein bisschen wählerisch, was den Vater meiner Kinder angeht. Also hab ich die Rute lieber unten gelassen.

Meike war jetzt so selbstsicher, dass wir auch am nächsten Tag nicht beim Tierarzt waren. Es sei Sonntag und außerdem immer noch Weihnachten, hat sie behauptet. Wie lange wollen diese Menschen denn noch Weihnachten feiern???

Heute ist Montag. Weihnachten ist endlich vorbei und wir können zum Tierarzt. Für eine winziges bisschen Blut hab ich jede Menge Leckerchen gekriegt. Guter Tausch. Natürlich ist es noch nicht soweit. Also fahren wir morgen wieder zum Tierarzt, neue Leckerchen abholen.

17. Dezember 2010

Mittlerweile ist meine schwere Verletzung so gut verheilt, dass man sie kaum noch sieht. Schade eigentlich, denn jetzt nehmen natürlich auch die  Sonderzuteilungen an Streicheleinheiten und Leckerchen rapide ab. Schade!

Zum Glück sind wir heute zum Tierarzt gefahren. Ich liebe Tierärzte, denn da gibt es immer jede Menge Leckerchen.

Den Tierarzt in Rostock kenn ich noch von früher. Rostock ist gaaanz weit weg und wir fahren nur hin, wenn wir eine ganz spezielle Augenuntersuchung brauchen. Die tut nicht weh, ist aber ein bisschen unangenehm. Deshalb hat Meike mich auch vorgeschickt. Finny und Ruben durften erstmal zukucken, wie ich mich untersuchen lassen habe. Natürlich habe ich nicht einen Mucks von mir gegeben. Okay, vielleicht hab ich ein paar Mal gezuckt. Aber lasst ihr euch mal mit einer hellen Lampe direkt ins Auge blenden. Das ist nicht witzig. Und wenn ich nicht gezuckt hätte, hätte der Tierarzt gedacht, dass es mir nichts ausgemacht hätte. Und dann hätte ich keine Leckerchen gekriegt.

Leider hat die Untersuchung bei mir nicht so lange gedauert wie bei meinen Kindern. Nicht mal Blut wurde mir abgenommen. So was Blödes: Für alle Tierarzt-Anfänger unter meinen Tagebuchlesern: Wenn ihr zum Tierarzt geht, müsst ihr immer zusehen, dass ihr einen bunten Verband kriegt. Wenn ihr dann wieder zuhause seid, müsst ihr euren Menschen nur die verbundene Pfote entgegen strecken und dabei eure beste Leidensmiene aufsetzen. Dann laufen sie sofort zur nächsten Keksdose und holen euch ein Leckerchen. Funktioniert garantiert!

15. Dezember 2010

Ich bin verletzt. Schwer verletzt! So schwer, dass ich gaaanz viele Streicheleinheiten und Extra-Leckerchen brauche. Ich hab nämlich eine gaaanz tiefe Bisswunde im Gesicht. Nur einen Zentimeter höher und es wäre ins Auge gegangen!

Ihr wollt wissen, wie ich mir diese unglaublich schwere Verletzung zugezogen habe? Das war so: Heute Mittag war ich mit Meike und Finny auf der Hundewiese. Da haben wir Ronja und ihr Rudel getroffen. Ja genau, die Ronja mit den Hunden ohne Fell. Mittlerweile hat sie auch noch eine kleine Rottweiler-Hündin. Die hat so viel Fell, dass sie sogar bei Schnee ohne Mantel spazieren gehen darf.

Finny mag die kleine Rotti-Hündin und sie mag auch den tauben Podenco mit Mantel statt Fell. Also war sie gut beschäftigt. Ronjas Hunde haben gerade ein lustiges Spiel gespielt: wir mobben den Beagleländer. Der Beagleländer ist ein Mix aus Beagle und kleinem Münsterländer. Ein sehr netter Hund – zu nett. Deshalb mobben ihn die anderen Hunde aus Ronjas Rudel. Finny fand das Spiel lustig und hat gleich mitgespielt.

Ich finde sowas weniger witzig und weil ich die Hundepolizei bin, habe ich beschlossen, für Ordnung zu sorgen. Okay, es war nicht meine Welpenstunde. Aber in meinem Job hat man eben nie Feierabend. Also bin ich dazwischen gegangen und hab ordentlich aufgeräumt. Dummerweise hab ich dabei einen Biss abgekriegt.

Jetzt hab ich ein Loch unterm Auge. Das ist wirklich tief! Okay, es hat nicht richtig geblutet. Aber ich hab trotzdem ein bisschen vor mich hingejammert. Zum Glück weiß Meike, wie man solche Wunden am besten verarztet: mit Rindernasen. Lecker! Naja, während ich die Rindernase gefressen hab, hat sie auch noch Salbe auf meine Wunde geschmiert. Das hätte nun nicht sein müssen. Aber sie hat eben keine Veterinärmedizin studiert und zumindest das mit den Leckerchen hat sie ja verstanden.

Aber jetzt kommt der Hammer: Was glaubt ihr wohl, wer neben mir lag und ebenfalls genüsslich auf einer Rindernase gekaut hat? Finny! Erst mobbt dieses kleine Monster einen anderen Hund. Als Meike sie da wegruft, überlegt sie zweimal, ob sie wirklich kommen soll. Ich geh unter Einsatz meines Lebens dazwischen, um die restlichen Hunde von dem Beagleländer zu trennen und dann bekommt der kleine Mobber die gleiche Belohnung wie ich. Versteh einer diese Menschen!

19. September 2010

Die letzte Woche war die Hölle! Ich bin ein Alpha-Hund. Das bedeutet, dass ich dazu geboren bin, Chef zu sein. Und ich bin es auch – fast überall. Im Hundeverein bin ich Chef in der Welpenstunde. Alle Welpen müssen machen, was ich will. Das tun sie auch. Zuhause bin ich Hundechef. Okay, meine Menschen sind über mir. Ich hab es ein paar Mal versucht, aber Meike will die Rudelführung nicht an mich abgeben. Stattdessen bin ich sozusagen Abteilungsleiter der Abteilung Hunde. Jeder Hund, der zu uns kommt, steht unter meinem Kommando.

Das gilt natürlich auch für meine Tochter. Schließlich ist Fini-Mini viel kleiner als ich. Sie braucht jemanden, der ihr sagt, wo es lang geht. Dummerweise ist aus dem Mini mittlerweile ein Maxi geworden. Finny ist ein ganzes Stück größer als ich. Weil sie den ganzen Tag nur rennt, ist sie sehr muskulös und sehr schnell. 

Eigentlich wäre das egal, denn der Chef muss nicht automatisch der Größte, Schnellste und Stärkste sein. Es reicht, der Intelligenteste und Souveränste zu sein. Dummerweise hat das niemand dem kleinen Monster erzählt. Nach dem Workingtest, bei dem sie so einen spektakulären siebten Platz gemacht hat (ich wäre Erste geworden, wenn ich gewollt hätte), hat sie nur so vor Selbstbewusstsein gestrotzt. Ich wollte ihr das wieder austreiben und sie ein kleines bisschen einnorden. Dummerweise hat sie sich gewehrt.

Ein wahrer Alphahund weiß, wann er aufgeben und sich unterwerfen muss. Und dies war der richtige Zeitpunkt. Es fällt mir schwer, es zuzugeben, aber dieser Satz ging an den Murkel.

In der letzten Woche haben wir uns immer wieder geprügelt und ich hab immer wieder verloren. Also musste ich meine Taktik ändern. Ich habe sie mit Liebesentzug gestraft. Das funktioniert immer. Da saß sie nun in ihrer Chefposition und hat gelitten. Selbst schuld!

Allerdings konnte ich meinen Triumph nicht so richtig genießen, denn ich war ja immer noch nicht wieder Chef. Finny war unglaublich frech. Gestern hatte Meike Geburtstag und ihre Freundinnen kamen zum Brunch. Ich hab im Wohnzimmer gelegen und mich gesonnt. Finny hat sich über mich gestellt und zu den Menschen im Esszimmer geguckt. Ich bin natürlich aufgestanden und hab mich woanders hingelegt. Sofort kam Finny hinterher und hat sich wieder über mich gestellt. Dieses Mal haben alle Menschen es gesehen. Wie peinlich!

Nach dem Brunch sind Meike und Christiane mit uns Hunden spazieren gegangen. Ich war froh, dass meine Freundin Rêver dabei.  Rêver und ich kennen uns schon aus der Sandkiste. Rêver ist bei sich zuhause auch Rudelführer. Wir haben aber nie Probleme miteinander. Im Gegenteil. Natürlich hat sie sofort gemerkt, was mit Finny los ist. Ein bisschen peinlich war mir das ja schon. Da werde ich von meinem eigenen Kind verprügelt und meine älteste Freundin guckt zu.

Aber dann hat sich das Blatt gewendet: Rêver hat sich nämlich in den Streit eingemischt. Zusammen haben wir den Mini verprügelt. Anschließend hab ich Finny unterworfen. Sie lag ganz lange im Dreck, den Kopf und alle vier Pfoten auf der Erde.

Als wir wieder im Auto waren, habe ich sie heimlich dominiert. Das ist eigentlich streng verboten, aber Meike hat es ja nicht gesehen.

Jetzt ist die Rudelführung wieder geklärt. Ich bin Chef und Mini darf wieder kuscheln. Ach, ist das Leben schön!

Nachdem die Rudelführung geklärt ist, kann ich wieder beruhigt schlafen und der Mini darf sich wieder ankuscheln und seinen Kopf auf mich legen.

23. August 2010

An diesem Wochenende waren wir auf einem Dummyseminar in der Nähe von Osnabrück. Für mein Rudel bedeutet das jede Menge Spaß: Ulf und Finny dürfen Dummyarbeit machen. Das finden die beiden ganz toll. Meike darf Fotos machen und Ulf sagen, was er falsch macht. Das findet sie auch toll. Ich dagegen muss hart arbeiten.

Wenn ihr glaubt, als Rentner hätte man nichts mehr zu tun, irrt ihr euch gewaltig. Ich hab mehr zu tun als damals während meiner Zeit als aktiver Sporthund. Denn ich muss dafür sorgen, dass das kleine Monster auf dem Boden bleibt. Die bildet sich nämlich sonst was auf ihre Dummyarbeit ein.

Okay, sie macht es nicht schlecht. Kein Wunder, schließlich ist sie meine Tochter. Und ohne mich selbst loben zu wollen, muss ich zugeben, dass ich extrem talentiert bin. Nur den Sinn in der Dummyarbeit sehe ich nicht.

Eigentlich mag ich Dummyseminare. Ich mag unsere Trainer Gyrite und Poul-Eric, die ganz, ganz nette Menschen sind und ganz viel Ahnung von Hunden haben. Und ich mag all die anderen Menschen und ihre Hunde, mit denen wir uns da treffen. Aber mal ehrlich, irgendwie sind die alle ein bisschen dumm – meine eigenen Mitbewohner eingeschlossen.

Die Dummyarbeit beginnt damit, dass Poul-Eric ein Dummy wegwirft. Natürlich markier ich das Dummy, was heißt, dass ich mir merke, wo es liegt. Ulf ist nur dazu da, mir zu sagen, wo es liegt und wann ich es holen soll. Beides wüsste ich selbst viel besser, aber er will eben auch mitspielen. Also warte ich auf seine Zeichen und hol dann das Dummy. Er freut sich immer sehr, wenn ich es ihm bringe.

So weit, so gut. Aber kaum ist das verlorene Dummy wieder da, wirft Poul-Eric schon wieder eins weg. Weil ich ja ein netter Hund bin und Poul-Eric so gern mag, hol ich das auch noch. Wieder freut sich Ulf. Menschen sind ja so leicht glücklich zu machen.

Nur was macht Poul-Eric? Er wirft schon wieder ein Dummy weg! Bin ich denn sein Laufbursche? Ich hab ja kein Problem damit, ihm ein Dummy zu holen. Meinetwegen auch noch ein zweites. Aber wenn er dann immer noch nicht gelernt hat, auf seine Dummies aufzupassen, kann ich ihm auch nicht mehr helfen.

Meine Menschen sehen das anders. Sie behaupten, ich sei eine arrogante Hexe. Vier Jahre lang haben sie versucht, mich zu komischen Sachen zu bringen. Mittlerweile haben sie aufgegeben und diese Aufgaben an den Mini weitergegeben. Mir soll es recht sein. Schließlich setzt man Kinder in die Welt, damit sie einem im Alter eine Stütze sind. Okay, ich bin erst viereinhalb, aber man kann nie früh genug mit der Altersvorsorge beginnen.

Außerdem hab ich noch einen langen Weg vor mir, bis Finny endlich funktioniert. An diesem Wochenende hatte sie wieder einen Höhenflug. Gut, sie hat ein paar Dummies geholt. Und es waren auch ein paar schwere dabei. Aber sie ist auch zweimal eingesprungen (das ist so verboten, wie etwas nur sein kann) und ist auf Verleitungen reingefallen (das ist nicht nur verboten, sondern auch noch extrem dumm). Trotzdem hat sie während des ganzen Dummyseminars so getan, als würde sie sonst was für Leistungen vollbringen. Und wer darf ihr diesen Zahn wieder ziehen? Ulf??? Meike??? Von wegen. Dafür brauchen sie wieder mich, Ruby Tuesday. Von wegen Rente. Während die Menschen sich in den Pausen selbst gefeiert haben (wofür eigentlich? die Arbeit machen doch die Hunde), durfte ich den Mini erziehen.

Und was ist der Dank dafür, dass ich sie immer wieder unterworfen und eigenordet habe? Gab es extra Streicheleinheiten oder Leckerchen von meinen Menschen? Nein, geschimpft haben sie. Mit mir!!! Versteh einer diese Menschen …

Dummyseminare sind ganz schön anstrengend! Nach zwei Tagen harter Arbeit waren Ulf und ich so müde, dass wir beinahe eingeschlafen wären.

22. Juli 2010

Fini-Mini ist mittlerweile 16 Monate alt. So langsam wird es Zeit für mich, sie in die Feinheiten der Menschenerziehung einzuführen.

Dabei hat sie es natürlich viel schwerer als ich, sie zu erlernen, denn als Finny auf die Welt kam, hatte ich unsere Menschen schon ziemlich gut erzogen. Okay, an den Feinheiten fehlt es bis heute, aber im Prinzip funktionieren sie ziemlich gut. Wenn ich auffordernd vor dem Fressnapf stehe, füllen sie ihn – meistens. Steh ich vor der Terrassentür, machen sie sie auf, damit ich in den Garten kann. Und wenn ich fiepe, gehen sie mit mir spazieren, weil ich wahrscheinlich mal muss.

Wie gesagt, in den Grundlagen funktionieren meine Menschen. Finny auch. Aber sie hat wirklich absolut keine Ahnung, wie man seine Menschen manipuliert. Deshalb wurde heute mal Zeit für eine kleine Lektion.

Ich hatte mir überlegt, dass ich heute Mittag Lust hatte, Baden zu gehen. Nun kann ich mir natürlich nicht einfach ein Dummy und ein Handtuch unter den Arm klemmen und losmarschieren. Ich bin schon auf meinen Chauffeur angewiesen. Also hab ich kurz vor dem Spaziergang schon mal ein bisschen gehechelt. Ein deutliches Zeichen für „mir ist heiß, ich muss mich abkühlen“. Meike schien auch verstanden zu haben und fuhr mit dem Auto in Richtung Feenwiese. Von dort aus geht es zu einer sehr schönen Badestelle.

Dummerweise ist Meike dann aber nicht rechts mit uns an die Wakenitz gegangen, sondern links in den Wald. Da war ich ein bisschen hin und her gerissen. Einerseits wollte ich lieber schwimmen gehen, andererseits war ich in diesem Waldstück ewig nicht mehr. Also hab ich beschlossen, erstmal so zu tun, als sei ihr Plan ein guter Plan. Ganz wichtig in der Menschenerziehung - dem Menschen das Gefühl geben, die guten Ideen kämen von ihm.

Wir sind dann also eine knappe Stunde lang spazieren gegangen. Das war nett, denn es gab jede Menge zu schnüffeln. Finny war ganz aufgeregt, weil sie diese Strecke gar nicht kannte. Es gab auch einen kleinen Bach, in dem man ein bisschen planschen konnte.

Das war ja alles ganz okay, aber auf meinen Erziehungsplan für heute stand eben, „Finny beibringen, Menschen zu manipulieren“. Also hab ich bis zum Ende des Spaziergangs gewartet. Da sind wir an einem kleinen ausgetrockneten Teich vorbei gekommen. In den durfte ich schon früher nie rein, obwohl das abgestandene Wasser da drin sooo lecker riecht. Momentan ist der Teich kein Teich mehr, sondern nur noch eine große morastige Pfütze. Die dürfen wir natürlich erst recht nicht betreten.

Dummerweise kennt Meike uns ziemlich gut. Deshalb hat sie uns beide an der Pfütze vorbei Fuß laufen lassen. Also hab ich gewartet, bis wir an der Pfütze vorbei waren und wieder frei laufen durften. Da hab ich Finny dann zum Rennen aufgefordert. Wir sind beide riesige Kreise gelaufen. Gestoppt hab ich zufällig genau vor der Modderpfütze. Und da haben Finny und dann angefangen zu kämpfen. Dabei musste ich sie dummerweise ein klitzekleines bisschen unterwerfen. Und dabei ist sie – uups – in den Modder gefallen.

Da hab ich gepokert. Es war mir schon klar, dass Meike sie so nicht ins Haus lassen würde. Es war nur die Frage, ob sie jetzt noch mit uns zum Baden gehen würde oder ob sie Finny zuhause unter den Gartenschlauch stellen würde. Deshalb bin ich auch nicht selbst durch den Modder gelaufen.

Aber die Kleine hatte Glück. Wir sind den erst ganzen Weg zurück und dann weiter bis an die Badestelle gegangen. Da sind wir noch mal ordentlich geschwommen. Danach waren wir alle glücklich: Finny, weil sie schwimmen durfte und ich, weil ich ihre eine nette Lektion in Sachen Menschenerziehung erteilt hab. Nur Meike war nicht ganz so glücklich, denn durch unseren kleinen Badeabstecher waren wir anderthalb Stunden unterwegs. So viel Zeit hatte sie gar nicht eingeplant. Selbst Schuld! Hätte sie besser aufgepasst, hätte sie meine „Mir ist heiß, ich muss mich abkühlen“-Signale verstanden. Was kann ich dafür, wenn sie nicht richtig aufpasst?

So sieht Fini-Mini aus, wenn ich sie in die Geheimnisse der Menschenerziehung einweise. Ein paar Opfer muss der Hund schon bringen, wenn er seine Menschen vernünftig erziehen will …

21. Juli 2010

Momentan passiert bei uns so viel, dass ich überhaupt keine Zeit habe, Tagebuch zu schreiben.

Da ist zum Beispiel unsere Dauerbaustelle. Die bestand schon, bevor ich überhaupt am Klosterhof eingezogen bin. Das heißt, eigentlich sollte das Haus fertig sein, bevor meine Menschen sich einen Hund anschaffen. Zum Glück haben sie es dann doch nicht mehr abwarten können – sonst hätten sie mich ja auch nicht gekriegt. Weil sie seitdem mehr Zeit mit Hunden als mit der Haussanierung verbringen, wird unser Haus nie ganz fertig.

Aber jetzt war endlich der Garten dran. Der war immer noch ein bisschen welpengeschädigt. Meine Murkel hatten es geschafft, den Rasen in eine Wüste zu verwandeln.  Außerdem hatten wir immer noch keine Terrasse. Damit die gelegt werden konnte, musste Ulf erstmal ein paar Kubikmeter Erde bewegen.

Natürlich brauchte er dabei meine Hilfe. Ich kenn das schon. Ist ja nicht das erste Mal, dass unser Garten komplett umgegraben und begradigt wird. Keine Ahnung, warum das nie richtig klappt. An meinen Buddel-Kenntnissen kann es nicht liegen. Ich will mich ja nicht selbst loben, aber niemand buddelt so gut wie ich.

Schon gar nicht meine kleine Tochter. Die ist völlig unerfahren, was das Buddeln angeht, denn seitdem wir sie haben, hatten wir keine Gartenbaustelle mehr. Deshalb war sie auch etwas irritiert, als ich plötzlich angefangen habe zu graben. Sie wusste nicht, dass der Spaten in Ulfs Hand das Startsignal für hemmungsloses Buddeln bedeutet.

Mittlerweile ist die Terrasse fertig und das Buddeln wieder verboten. Ich hatte ja sehr gehofft, dass Finny das nicht versteht und einfach weitergräbt. Ich habe mich schon sehr auf den Ärger gefreut, den sie kriegt. Dummerweise macht sie immer nur das, was ich mach. Und weil ich nicht mehr gebuddelt hab, hat sie es auch nicht mehr gemacht. Also hab ich demonstrativ ein bisschen im Beet gebuddelt. Finny hat ganz interessiert gekuckt. Dummerweise war sie nicht die Einzige. Meike hat mich auch gesehen und es gab prompt Ärger. Den konnte ich auch nicht auf die Kleine abwälzen, denn das corpus delicti in Form von Muttererde befand sich nur an meiner Schnauze und meinen Pfoten.

Eigentlich fanden meine Menschen es sehr niedlich, dass ich gebuddelt hab. Das weiß ich ganz genau. Wenn man sich nämlich wie ich mit vier Jahren selbst in Sportrente schickt, sind die Menschen froh, wenn man sich überhaupt noch mal bewegt. Deshalb muss ich meine Menschen ab und zu überraschen.

Gestern bin ich zum Beispiel mit Ulf die Hindernisbahn auf dem Hundeplatz gelaufen. Das haben wir ewig nicht mehr gemacht. Hat tierisch Spaß gemacht. Meike stand am Zaun und hat natürlich geschimpft, weil ich die A-Wand nicht runtergelaufen, sondern runtergesprungen bin. Die soll sich nicht so anstellen. Ich werde bestimmt die nächsten Monate keinen Sport mehr machen. Da ist es egal, wenn ich einmal spring.

So ganz hatte ich meine Energie aber noch nicht verbraucht. Zum Glück ist Ulf heute Morgen mit Finny und mir nach Scharbeutz gefahren. Wir sind schon um fünf Uhr aufgestanden und haben uns um sechs mit meinem Sohn Ruben und seinem Menschen am neuen Hundestrand getroffen.

Ich war noch nie morgens um sechs am Strand. Es ist toll! Da waren ganz hohe Wellen. Es war klasse, da rein zu springen und Dummys rauszuholen. Ich schwimm gar nicht nach Dummys? Stimmt. Normalerweise nicht. Aber ab und zu muss man seine Menschen eben mal überraschen. Außerdem haben Finny und Ruben sich darum gestritten, wem die Dummys gehören und wer sie aus dem Wasser holen darf. Die Fragen musste ich doch beantworten: Alle Dummys gehören mir und wenn ich sie holen will, hol ich sie auch. Schließlich bin ich immer noch die Chefin!    

Hier erhol ich mich gerade vom Buddeln. Ihr glaubt gar nicht, wie anstrengend die Gartenarbeit sein kann!

3. Mai 2010

An diesem Wochenende waren wir wieder auf einem Dummyseminar. Eigentlich mag ich Dummyseminare. Da sind eine Menge anderer Hunde. Das ist nett. Noch viel netter sind die vielen Menschen. Die haben alle selbst Retriever. Deshalb wissen sie ganz genau, was ein Hund wie ich braucht: viele Streicheleinheiten und Leckerchen.

Einen Haken haben Dummyseminare allerdings - man muss da arbeiten. Komischerweise sind alle Zwei- und Vierbeiner total verrückt danach. Dabei ist es das Dümmste, was man nur tun kann.

Ich erklär euch mal, wie Dummyarbeit funktioniert: Ein Mensch wirft ein Dummy weg. Dann schickt er seinen Hund los, der es holen muss. Er bringt es zu seinem Menschen zurück, der sich kurz freut. Mit Chance kriegt er ein Leckerchen. Das ist auch schon das Beste an der Dummyarbeit. Denn kaum hat der Menschen sein Dummy wieder, wirft er es schon wieder weg. Und wer muss es holen? Der arme Hund natürlich.

Wer jetzt glaubt, das sei das Dümmste, was er je gehört hat, der kennt die Frei-Verloren-Suche noch nicht. Wie kann ein einziger Mensch bei EINEM Waldspaziergang acht Dummy verlieren??? Ulf verliert ja wirklich viel, aber das schafft selbst er nicht. Und wer muss die Schusseligkeit seines Menschen ausbaden? Natürlich sein armer Hund. Der muss nicht nur einen Dummy nach dem nächsten aus dem Wald holen, sondern dabei auch noch so tun, als habe er dabei Spaß.

Das ist nichts für mich. Deshalb werde ich immer rechtzeitig zum Dummyseminar läufig. Das klappt wunderbar. Alle Menschen bedauern mich, weil ich nicht mitmachen „darf“. Und ich lieg gemütlich auf meinem Logenplatz im Auto, während die anderen arbeiten.

Mittlerweile hab ich meinen Menschen zum Arbeiten einen Welpen geschenkt. Fini-Mini hat schon meinen Job auf dem Hundeplatz übernommen und jetzt hat sie auch den bei den Dummyseminaren gekriegt. Allerdings haben meine Menschen immer noch die Hoffnung, dass ich irgendwann wieder Lust auf die Dummyarbeit kriege. Die hätte ich doch früher auch gehabt. Wenn ich das schon hör. Darf man denn nie seine Meinung ändern?

Notfalls müssen wir eben doch noch über einen dritten Hund nachdenken, damit Ulf einen eigenen Sporthund kriegt. Dann hätte Meike Finny wieder für sich allein, Ulf könnte mit dem neuen Zwerg arbeiten und ich hätte endlich meine Ruhe.

Apropos Ruhe. Wisst ihr, was noch besser ist als Dummyseminare? Der Tag nach den Dummyseminaren. Finny kriegt heute vor lauter Müdigkeit die Augen kaum auf. Meike muss ein paar hundert Fotos, die sie am Wochenende gemacht hat, bearbeiten und ich hab meine Ruhe. Perfekt!

 

23. März 2010

Im Radio suchen sie momentan schleswig-holsteinische Rekordhalter. Da wird der Mensch mit den meisten leeren Getränkeflaschen im Keller oder den meisten Schuhen im Schrank gesucht. Ich warte immer noch auf den Tag, an dem sie den Hund suchen, der es schafft, am längsten nach Gülle zu stinken. Das bin nämlich ich, Ruby Tuesday!

Vor zwei Wochen sind Meike, Finny und ich im Wald spazieren gegangen. Plötzlich hatte ich ihn in der Nase, diesen unwiderstehlichen Duft von Gülle. Also hab schnell Gas gegeben und bin vorausgelaufen auf das Feld, auf dem die Gülle ausgestreut worden war. Meike dachte, ich will einfach über das Feld toben. Also hat sie mich nicht zurückgerufen. Bis sie mit ihrer schwachen Menschennase die Gülle gerochen hat, bin ich schon auf dem Feld angekommen und hab mich gewälzt. Großartig!

Okay, vielleicht war ich etwas übereifrig. Nach ein paar Minuten hat mich der Geruch schon ein bisschen genervt. Zum Glück lag noch Schnee. Also hab ich mal eben einen Quadratmeter weißen in gelben Schnee verwandelt. Meike war ziemlich erleichtert. Als wir zum Auto zurückkamen, hat sie mich mit einem Handtuch abgerubbelt und gedacht, damit sei das Thema erledigt. Also ehrlich, dafür, dass sie seit vier Jahren mit einem Labbi zusammenlebt, ist sie manchmal echt ein bisschen naiv. Das war ihr auch klar, als wir ein paar Minuten im Auto saßen und sie meine Duftwolke gerochen hat. Ich hab dann erstmal an Finny gekuschelt, denn geteiltes Leid ist halbes Leid.

Schließlich wusste ich ganz genau, was auf mich zukommt. Und natürlich, kaum war Ulf zuhause, hat er schon Handtücher aus der Hundhandtuchkiste genommen und dann ging es unter die Dusche. Dieses Mal allerdings nicht im Hunde-, sondern im Menschenbad. Ulf hatte nämlich überlegt, wir könnten doch zusammen duschen. Das wäre ja theoretisch auch ganz lustig gewesen. Praktisch wären wir fast an einer Ammoniakvergiftung gestorben. Gülle in Verbindung mit Wasser gibt nämlich einen Gestand, den hält der stärkste Hund nicht aus.

Dreimal hat Ulf mich mit Hundeshampoo abgeseift und Meike hat einen ganzen Stapel Handtücher verbraucht, um mich trocken zu rubbeln. An meinem netten Duft hat das nichts geändert.

Eine Woche haben meine Menschen durchgehalten. Haben Leckerchen in Bäche geschmissen, damit ich hinterher spring und sind bei jedem Regenschauer mit mir spazieren gegangen. Alles vergebens. Der leckere Geruch blieb. Also durfte Ulf nochmal mit mir duschen. Irgendwann war sogar die Shampooflasche leer. Vier Jahre hat sie mit mir ausgehalten, vor der Gülle musste sie kapitulieren.

Also hat Meike das Projekt „Gülle-Ruby“ gestern zur Chefsache erklärt. Sie hat neues Shampoo gekauft, dieses Mal mit Kokosduft. Dann hat sie die Stellen, an denen ich mich gewälzt habe, eingeseift. Mindestens fünf Minuten hat sie an meinem Hals rumgerubbelt. Mit Erfolg. Sie musste zwar hinterher das ganze Bad trockenwischen, aber der Güllegeruch an meinem Hals ist weg.

Leider ist ihr ein kleiner Fehler unterlaufen: Den Rücken und den Bauch hat sie nicht mehr einshampooniert. Wenn man jetzt an mir schnuppert, rieche ich vorne nach Kokos und hinten … nach Gülle !

21. März 2010

Gestern hatte ich Geburtstag. Es war schon mein vierter. Ihr merkt, ich bin ziemlich erfahren, was das Geburtstag-haben angeht. Deshalb kann ich durchaus sagen, dass dieser Geburtstag okay war. Nicht so aufregend wir der erste, aber auch nicht so doof wie der dritte, an dem ich fünf kleine Welpen hatte, die an meiner Milchleiste hingen wie kleine Kletten.

Der Tag fing schon ziemlich klasse an. Nämlich mit Wurzeln im Frühstück. Lecker!!! Später war ich dann mit Ulf im Futterhaus, wo ich mir was aussuchen durfte. Ich wollte Futter. Schließlich heißt das Futterhaus doch Futterhaus, weil man da Futter kauft, oder nicht? Wenn der Mensch gewollte hätte, dass man da Spielzeug kauft, hätte er es doch Spielzeughaus genannt, oder etwa nicht?

Dummerweise haben mein Herrchen und meine Tochter das beide noch nicht begriffen.  Als Finny vor zwei Wochen Geburtstag hatte, hat sie sich im Futterhaus ein Latex-Schwein ausgesucht. Seitdem rennt sie mir den ganzen Tag mit Fridolin im Maul vor der Nase rum. Okay, zugegeben, Fridolin macht wirklich tolle Grunzgeräusche. Deshalb erbarm ich mich manchmal und spiel ein bisschen mit Finny und Fridolin. Aber das ist ja nun kein Grund, aus unserem Zuhause einen Spielzeug-Zoo zu machen.

Also hab ich mir Futter ausgesucht. Kennt ihr diese riesigen Kisten, die in jedem Futterhaus stehen? „Futterbar“ nennen die Menschen das. Die hab ich mir ausgesucht. Okay, vielleicht müssten wir anbauen, damit die alle bei uns reinpassen. Aber wozu hat man ein Herrchen, das Architekt ist? Das wird der doch wohl hinkriegen.

Aber nein, natürlich hab ich die Futterbar nicht gekriegt. Von wegen „Ruby, du hast Geburtstag, du darfst dir etwas aussuchen.“ Naja, wenigstens haben wir aus jeder Kiste in der Futterbar ein paar Leckerchen rausgeholt und in eine Tüte gepackt. Und weil das ja ziemlich nett von Ulf war, war ich dann auch nett zu ihm und hab mir noch ein Spielzeug ausgesucht. Einen Hahn im Frack, der ziiieeemlich laut quietscht. Das hat Ulf nun davon. Die Futterbar wäre gaaanz leise gewesen.

7. März 2010

Heute hatten wir Welpentreffen, um den ersten Geburtstag von meinen Murkeln zu feiern.

Fini-Mini war der Meinung, es sei IHR Treffen. Schließlich sei es ja auch IHR Geburtstag. Aber erstens war der schon vor drei Tagen und zweitens musste sie ihn sich mit ihren vier Geschwistern teilen. Weil ich so ein netter Hund bin, hab ich sie in dem Glauben gelassen. Euch muss ich ja nicht sagen, wer in Wirklichkeit der Held des Treffens war.

In den ersten Minuten waren natürlich alle Hunde und alle Menschen schrecklich aufgeregt. Zum Glück wissen die Rudelführer von meinen Murkeln, was sich gehört und hatten Frisbeescheiben mitgebracht. Während mein Nachwuchs also den fliegenden Scheiben hinterher gehetzt ist, hab ich erstmal klar gestellt, wer hier der wahre Chef ist und wer im Mittelpunkt der Party steht.

Bei meinen Welpen war das kein Problem. Auch wenn sie mittlerweile ein Jahr alt sind und ich einige von ihnen lange nicht gesehen hab, wussten sie immer noch, wer das Sagen hat. Okay, Lotta musste ich nochmal kurz daran erinnern, aber dann war wieder alles klar.

Also konnte ich mich um die Menschen meiner Kinder kümmern. Die hatten nämlich alle so tolle Leckerchen-Beutel dabei. Und weil ihre eigenen Hunde ja so sehr damit beschäftigt waren, den Frisbees nachzujagen, habe ich mit erbarmt und die ganzen Leckerchen vernichtet, bevor sie schlecht werden.

Zum Glück wussten die Murkel-Menschen alle, was sich gehört und haben mich gelobt, weil ich soooo hübsch bin. Da hab ich doch nochmal gleich ein paar Falten mehr gemacht.

Meinen eigenen Menschen bin ich lieber aus dem Weg gegangen. Die fanden das nämlich nicht so lustig, dass ich gebettelt hab. Okay, vielleicht waren auch nicht immer alle meine vier Pfoten auf der Erde. So was kann im Eifer des Gefechts schon mal passieren. Es war mir ganz schön peinlich, dass Ulf und Meike mich so vor allen Leuten und meinen eigenen Kindern ausgezählt haben. Aber was soll‘s. Zum Glück hatten Juliane und Verena genug Kekse dabei, um mich darüber hinwegzutrösten.

Apropos Kekse. Sarah hat für jeden von uns Kekse gebacken. Die werde ich gleich mal probieren.

  

Mal ganz ehrlich, könntet ihr so einem Blick widerstehen??? Die Menschen von meinen Murkeln konnten es auf jeden Fall nicht.

 

4. März 2010

Heute haben meine Murkel Geburtstag. Ein Jahr ist es her, dass ich die ganze Bande auf die Welt gebracht und groß gezogen hab. Ich glaube, ich kann sagen, dass ich das gut gemacht hab.

Meine Menschen hören ständig, was für tolle Welpen SIE doch haben. Darüber freuen sie sich dann immer ganz doll. Warum eigentlich? Ich kann mich ziemlich genau daran erinnern, wer die Murkel gesäugt und erzogen hat. Kleiner Tipp: Ulf war es nicht. Noch ein Tipp: Meike auch nicht.

Aber was soll‘s. Der Erfolg hat ja bei euch Menschen viele Väter. Aber eben nur eine Mutter. Und die bin ich, Ruby Tuesday!

Also müsste eigentlich ich heute die Geschenke kriegen. Und wer wird hier den ganzen Tag gefeiert? Fini-Mini. Als ob die irgendetwas Tolles vollbracht hätte. Das Einzige, was sie geschafft hat, war, ihre eigene Geburt zu verschlafen.

Aber wie ihr wisst, bin ich ja tolerant. Also soll der Murkel heute seinen Ehrentag haben. Trotzdem werde ich mir jeden einzelnen Keks merken, den sie heute bekommt. Denn nur noch 16 Tage, dann habe ich Geburtstag. Liebe Futterhaus-Crew, füllt die Regale auf, ich komme!

 

21. Februar 2010

Mittlerweile ist das Thema Schleppleine Vergangenheit. Meike und ich haben ein Gentlemen´s Agreement getroffen: Sie verzichtet auf die Schleppleine, dafür komm ich, wenn sie ruft oder pfeift. Ein Kompromiss, mit dem wir alle gut leben können. Leider auch das Mini-Monster. Eigentlich schade. Ich hätte sie gern mal ein paar Wochen leiden sehen. Aber dummerweise kommt der kleine Streber ja sofort, wenn er gerufen wird.

Trotzdem liegt die Schleppleine immer offensichtlich im Kofferraum. So, als wollte Meike mir zeigen, dass sie das blöde Ding jederzeit wieder rausholen kann.

Unsere alte Schleppleine ist jetzt bei Meikes Freundin Annika. Annikas Hündin Emme hat nämlich in den letzten Wochen einen ausgeprägten Jagdtrieb entwickelt. Der war so stark, dass sie neulich einer Spur folgen und verschwinden musste. Stundenlang haben Annika und ihre Eltern sie gesucht. Vergebens. Auch die Polizei hat Emme nicht gefunden – hat sie jedenfalls behauptet. Komischerweise ist Emme am nächsten Morgen im Tierheim aufgetaucht. Da hatte sie schon die ganze Nacht verbracht. Während Annika bei Minusgraden stundenlang nach ihr gesucht hat, saß Emme gemütlich im Tierheim, wo die Polizei sie schon nach einer Stunde hingebracht hatte. Angeblich war sie auch nicht gechippt, so dass man ihre Besitzer nicht rausfinden konnte. Schon komisch.

Die nächtliche Suchaktion hat zwei Folgen: erstens muss Emme jetzt an meiner alten Schleppleine und zweitens machen unsere Menschen sich alle Gedanken darüber, wie sie dafür sorgen können, dass wir immer unsere Telefonnummern dabei haben. Meike liebäugelt schon mit einer neuen Nähmaschine, die Buchstaben und Zahlen sticken kann. Damit könnte sie unsere Namen und Telefonnummern auf alle Halsbänder und Geschirre schreiben.

Davon haben wir mittlerweile eine ganze Menge, denn Meike ist unter die Hundehalsband-Designer gegangen. Ich trag aktuell ein ganz edles Halsband in türkis mit Retro-Muster. Sehr stylisch! Eigentlich finde ich die Idee mit den selbstgenähten Halsbändern ja gut. Ich trag gern jeden Tag was anderes und bin ein perfektes Model. Auch dass unsere Telefonnummer aufgestickt wird, ist eine gute Idee. Ich hab nämlich keine Lust, wie Emme die Nacht im Tierheim zu verbringen. Aber die ganze Geschichte mit den Halsbändern hat einen großen Haken. Die Kollektion heißt Fini-Mini!

Wer war der erste Hund, der am Klosterhof eingezogen ist? Ich, Ruby Tuesday! Durch wen ist Meike zum Turnierhundesport gekommen? Wer hat Ulf beigebracht, wie Dummyarbeit funktioniert? Wer hat den ganzen Garten umgegraben? Wer bewacht seine Menschen seit vier Jahren Tag und Nacht? Wer hat unter Schmerzen sechs Kinder auf die Welt gebracht? Wer hat tausende von Malen vor der Kamera gestanden? Immer wieder ich, Ruby Tuesday. Und wie heißt die Halsband-Kollektion??? Fini-Mini! Das ist nun der Dank.

Eigentlich müsste ich die ganze Aktion boykottieren. Aber ohne mich würde sie das alles doch nicht hinkriegen. Wer sollte denn für die Halsbänder modeln? Vielleicht das kleine Mini-Monster? Das hat ja noch nicht mal einen richtigen Hals. Nein, als Model kommt nur eine infrage.

Das hat man erst kürzlich wieder gesehen, als Meike, Finny und ich zusammen beim Fotografen waren. Die beiden haben nur rumgekaspert und Quatsch gemacht. Ich war die Einzige, die den Model-Job ernst genommen hat. Das Ergebnis seht ihr hier. Sind die beiden nicht schrecklich albern?

Bei meinem letzten Model-Einsatz musste ich Meike und Fini-Mini mitnehmen. Die beiden haben vor der Kamera nur rumgealbert. Anscheinend bin ich die Einzige in diesem Rudel, die weiß, was professionelles Verhalten ist.

Und so sieht es dann aus, wenn die beiden ausgekaspert haben. Geht doch!

 

14. Januar 2010

In der Pubertät ist die Freiheit genau zehn Meter lang. Das weiß ich ganz genau, denn meine Pubertät war lang – und meine Freiheit kurz.

Zu ihrem letzten Geburtstag hat Meike eine neue Schleppleine bekommen. Da haben wir uns alle drüber gefreut. Meike, weil die alte Schleppleine ein bisschen ramponiert war (keine Ahnung, warum …) und ich, weil die Schleppleine ein sicheres Zeichen für die Pubertät ist. Und weil meine Pubertät ja lange vorbei ist, konnte die neue Schleppleine nur für Finny sein.

Hab ich zumindest gedacht. Aber dann kam Finnys Pubertät und damit die nächsten Missverständnisse.

Die ersten Missverständnisse zwischen meinen Menschen und mir gab es, als ich so acht Monate alt war. Da hab ich mir überlegt, dass ich nun alt genug sei, um die Rudelführung zu übernehmen. Da staunt ihr, was? Aber ich bin schon immer eine Führungsnatur gewesen, bereit, Verantwortung zu übernehmen. Und bereit, die damit verbundenen Privilegien in Anspruch zu nehmen. Also im Auto auf dem Chefplatz zu sitzen und beim Spaziergang zu bestimmen, wo es lang geht. Dummerweise fand Meike es nicht so lustig, als sie nach dem Einkaufen wieder zum Auto kam und mich auf ihrem Sitz fand. Da bin ich in einem Schwung bis in den Kofferraum durchgeflogen. Und nachdem ich ein paar neue Spaziergehrouten und –tempi vorgeschlagen hab (mitten durch den Wald in gestrecktem Galopp), kam die Schleppleine ins Spiel.

Ich gebe es ja ungern zu, aber nach ein paar Monaten ausführlicher Diskussionen hab ich den Kürzeren gezogen. Seitdem ist klar, dass Meike der Chef ist. Sie geht zuerst durch die Tür, bestimmt, wer auf die Couch darf und sagt, wo wir spazieren gehen. Nach ihr kommt Ulf und dann endlich ich.

Eigentlich hat so eine Rolle als letztes Glied in der Kette nie zu mir gepasst. Aber dann haben wir ja zum Glück den Mini gekriegt. Finny hat sehr schnell verstanden, dass ich über ihr steh. Und plötzlich war ich nicht mehr die Letzte im Rudel, sondern die Dritte. Immerhin ein Treppchenplatz. Dann hatte Ulf einen Kreuzbandriss. Sechs Wochen lang ist er nur gehumpelt. Da hab ich natürlich auf ihn aufgepasst. Wir haben zusammen auf der Couch gelegen, ich hab ihn begleitet, wenn er durchs Haus gehumpelt ist und bei seinen ersten kleinen Spaziergängen hab ich aufgepasst, dass ihm keiner zu nahe kommt. Wenn Finny in seine Nähe getobt kam, hab ich sie gleich in ihre Schranken gewiesen. 

Ulf hat sich gefreut, dass ich mich so um ihn kümmer. Ja, so bin ich, wenn ich stellvertretender Rudelführer bin.

Jetzt fehlte mir nur noch eine Position, um an die Eins zu kommen. Dummerweise ist Meike eine etwas härtere Nuss als der kleine Welpe gesünder als mein angeschlagenes Herrchen. Deshalb musste ich bei ihr auch zu härteren Mitteln greifen. Beim Spaziergehen bin ich zum Beispiel abgehauen und hab mich fünf Minuten lang nicht blicken lassen. Danach war sie so froh, mich wiederzusehen, dass sie nicht mal mehr geschimpft hat.

Wäre es optimal gelaufen, hätte sie erkannt, dass ich jetzt wirklich bereit für die Rudelführung bin und hätte mir die Chefrolle übergeben. Leider ist es nicht ganz optimal gelaufen. Stattdessen wurde die neue Schleppleine rausgeholt. Erst hab ich mich ja  gefreut, denn es wurde Zeit, dass Fini-Mini mal merkt, was Pubertät ist. Aber dann hat Meike die Leine an meinem Halsband befestigt! Ihr glaubt, das sei ein Irrtum gewesen? Das hab ich auch gedacht. Aber kann sich ein Mensch sechs Wochen lang täglich irren??? Sechs lange Wochen hab ich an der Schleppleine verbracht. Ab und zu hat Meike mich zwischendurch abgemacht. Da hab ich dann immer gleich die Chance genutzt und Gas gegeben. Aber das war ein Eigentor.

Das mit der Schleppleine war nicht das einzige Blöde, was Meike gemacht hat. Sie hat mir auch verboten, Finny zu dominieren. Und wenn ich in die Küche gegangen bin (verboten) oder beim Essen aufgestanden und ins Esszimmer gekommen (streng verboten) oder sogar uneingeladen auf die Couch geklettert bin (allerstrengstens verboten), hat sie so blöde Body-Blocks gemacht. Die hat sie sich von mir abgekuckt. Wenn ich Finny von einem Platz weghaben will, schubs ich sie ein bisschen von der Seite. Jetzt hat Meike mich geschubst.

Nach sechs Wochen hab ich dann aufgegeben. Vielleicht ist doch noch nicht der richtige Zeitpunkt, um die Rudelführung zu übernehmen. Ulf ist auch wieder gesund und hat seinen Platz auf Position zwei zurückbeansprucht. Also bin ich wieder raus aus der Chefetage. Allerdings kümmer ich mich damit auch nicht mehr um die Erziehung des kleinen Monsters. Das hat die Situation natürlich sofort ausgenutzt und ist gestern beim Spazierengehen weggelaufen. Okay, es waren nur ein paar Schritte und man konnte sie auch noch sehen, wie sie zwischen den Bäumen durchgeflitzt ist. Aber sie spielt ja auch noch in der Kreisklasse, nicht wie ich in der Championsleague. Aber ein bisschen ist sie doch meine Tochter, denn als Meike sie gerufen hat, hat sie einfach ihre Schlappohren auf Durchzug gestellt.

Heute waren wir wieder im Wald. Und wer durfte mit? Mein neuer bester Freund, die Schleppleine. Endlich, endlich ist der Tag da, auf den ich vier Monate gewartet hab. Ab sofort ist Finnys Freiheit nur noch zehn Meter lang.

 

22. Dezember 2009

Vorgestern haben wir etwas ganz Trauriges erlebt: Finny und ich waren mit unseren Menschen bei meinen Freundinnen Rêver, Bruni und Pepper und ihren Menschen. Das ist natürlich nicht das Traurige, von dem ich erzählen wollte, sondern war wie immer sehr lustig, weil wir uns alle so gut verstehen.

Traurig war, dass Rêvers Menschen Christiane und Anni einen kleinen Hund gefunden haben. Eine Art West Highland oder Cairne Terrier, der ganz allein im Wald saß. Als die beiden von ihrem Spaziergang wiederkamen, saß der Hund da immer noch. Also haben sie ihn mit nach Hause genommen. Genau in dem Moment kamen wir an. Deshalb mussten wir fünf Hunde ins Wohnzimmer. Die Menschen sind mit dem kleinen Terrier in die Küche gegangen, die zur Quarantänestation ernannt wurde.

Zum Glück hat die Wohnzimmertür bei Anni und Christiane ein Fenster. Also haben wir fünf Hundefernsehen gekuckt. Wir haben genau gesehen, wie sie den frierenden kleinen Hund aufgetaut und ihm Futter gegeben haben. Der Arme hatte auch ganz viel Durst. Natürlich mussten die ganzen Hundeexperten ihn erstmal genau untersuchen. Sie haben rausgefunden, dass er zwar noch ziemlich jung ist, aber sehr dünn und dass er erblindet.

Dann haben sie die Polizei angerufen, damit sie den Kleinen abholt. Es hat ewig lange gedauert, bis die Polizisten endlich kamen, weil sie noch einen entlaufenen Bernhardiner einfangen mussten. Als sie endlich da waren, hat der Polizist Christiane gefragt, ob sie den Terrier nicht vielleicht behalten könnte, bis seine Besitzer gefunden werden. Christiane hat ihm gesagt, dass das nicht geht, weil sie selbst drei Hunde hat. Das hat der Polizist wohl zuerst nicht recht geglaubt. Aber als er dann mit dem Kleinen unterm Arm zur Tür gegangen ist, hat er einen Blick ins Wohnzimmer geworfen, wo wir alle fünf saßen wie die Hühner auf der Stange. Da wusste er, dass sie nicht gelogen hatte und den Kleinen wirklich nicht behalten kann.

Der kleine Terrier musste die Nacht im Tierheim verbringen. Gestern Morgen hat Anni dort angerufen und gefragt, ob er schon abgeholt wurde. Ich glaube, sie hätte gerne gehört, dass irgendjemand den Kleinen ganz schrecklich vermisst hat und sich ganz doll gefreut hat, dass es ihm gut geht. Leider war es aber nicht so. Im Tierheim kannte man den Terrier schon. Es war nicht das erste Mal, dass er dort gelandet ist. Deshalb hatten die auch die Adresse von der Familie, der der Hund gehört. Leider ist die bis jetzt nicht ans Telefon gegangen, so dass der Kleine immer noch im Tierheim sitzt und darauf wartet, abgeholt zu werden.

War ich irgendwann mal eifersüchtig, weil Finny auch ein paar Streicheleinheiten gekriegt hat? War ich jemals beleidigt, weil ich eine Stunde allein zuhause bleiben musste? Hab ich irgendwann behauptet, meine Menschen hätten mich nicht richtig lieb? Hab ich je daran gedacht, mich zur Adoption freizugeben? Alles Quatsch! Ich liebe meine Menschen, mein Zuhause, meine kleine Tochter und mein ganzes Leben. Und ums nichts auf der Welt möchte ich mit diesem armen kleinen Hund, den keiner vermisst, tauschen!

 

13. Dezember 2009

Oh, da hab ich ja was angerichtet: In der letzten Woche hab ich von Lisa erzählt und davon, was für ein großartiger Simulant sie ist. Dabei hab ich dummerweise ihre beste Freundin Dina vergessen, weil die bei der Simulanten-Geschichte nicht dabei war. Jetzt sitzt Dina ganz traurig zuhause und denkt, ich hätte sie nicht mehr lieb.

Das ist natürlich Quatsch. Ich mag Dina genauso gern wie Lisa. Nur was die Vorbildfunktion angeht, halte ich mich lieber an Lisa. Denn Lisa ist – trotz ihrer neun Jahre – der eigenständigste und komischste Hund, dem ich je begegnet bin und damit mein ganzes Idol.

Trotzdem ist Dina natürlich immer dabei. An dem Tag, an dem ich Lisa und Loni kennen gelernt hab, waren auch Dina und ihr Frauchen Steffi dabei. Als ich in die Welpenstunde kam, waren Steffi und Dina genauso meine Trainer wie Loni und Lisa. Und heute ist Dina genauso meine Kollegin wie Lisa.

Also Dina, ich hoffe, du bist mir nicht mehr böse. Ich wollte dich nicht unterschlagen. Und eins versprech ich dir: solltest du irgendwann auch mal so richtig Quatsch machen, werde ich sofort drüber schreiben! :-)

 

7. Dezember 2009

Wenn ich nicht genau wüsste, dass Lotta meine Tochter ist, wäre jetzt der Beweis dafür angetreten. Denn Lotta hat sich genauso benommen, wie es sich für ein wahres Ruby-Kind gehört.

Gestern war Nikolaustag. Lotta hat natürlich von ihrem Frauchen Verena ein Nikolausgeschenk bekommen. Schließlich hat sie auch einen eigenen Adventskalender, Verena bäckt ihr Weihnachtskekse und kocht für sie nach einem Hundekochbuch.

Ihr seht also, Lotta hat ihr Frauchen sehr gut im Griff. Deshalb haben die beiden gestern Mittag auch einen extrem langen Nikolausspaziergang gemacht. Anschließend hat Verena beschlossen, dass Lotta müde ist und sie selbst zum Sport gehen kann. Schließlich lag Lotta gemütlich auf ihrem Platz und hat geschlafen.

Als Verena ein paar Stunden später nach Hause kam, stand Lotta auf der Couch und hat freudestrahlend mit der Rute gewedelt. Allerdings war sie irgendwie extrem dick. Dann hat Verena die ganze Bescherung gesehen: Lotta hatte alle Weihnachtssüßigkeiten, die Verena zum Verschenken gekauft hat, ausgepackt und aufgefressen. Hier eine Liste aller Sachen, die die Kleine fein säuberlich ausgewickelt und gefuttert hat:

1 Tafel Kinderschokolade

1 Packung Lebkuchenherzen

1 Tüte Marzipankartoffeln

1 Tafel Milka Marzipan-Nougat-Krokant

1 Packung Kinderriegel

1 Tafel Niederegger Marzipan-Schokolade

Ihr seht, meine Tochter hat Geschmack. Sie hat auch noch eine Tüte Gummibärchen ausgepackt und probiert. Die schmeckten aber nicht. Deshalb wurde es Zeit, dass Verena nach Hause kam.

Die hat natürlich einen Schock gekriegt, denn Schokolade ist für Hunde schon in kleinen Mengen giftig. Also ab zum Nottierrarzt.

Der fand es im ersten Moment gar nicht so schlimm, dass der Hund „ein bisschen“ Schokolade gefressen hatte. Auf Verenas Drängen hat er Lotta dann aber doch die böse Spritze gegeben. Die hab ich auch schon mal gekriegt. Sie sorgt dafür, dass man sofort alles, was man mühsam gefressen hat, wieder rauswürgen muss. Ich hasse diese Spritze!

Lotta jetzt auch. Nachdem sie die ganze Praxis vollgekotzt hat, meinte der Tierarzt voller Respekt, er hätte noch nie gesehen, dass ein Hund solche Mengen erbrechen müsste.

He, Lotta ist MEINE Tochter! 

Übrigens hat Verena noch vor ein paar Tagen in ihrer Hundeschule damit angegeben, dass sie zuhause alles stehen lassen kann, ohne dass Lotta da ran geht. Man soll den Tag eben nicht vor dem Abend und den Labbi nicht vor dem Alleinlassen loben …

 

29. November 2009

In der letzten Woche ging es mir gar nicht gut. Ich war nämlich scheinschwanger.

Das ist gar nicht toll. Meike hatte mir extra Pulsatilla gegeben, aber irgendwie haben die Globuli dieses Mal nicht gewirkt. Deshalb hatte ich plötzlich wieder Milch. Finny hat sich natürlich gefreut, denn meine Milch ist extrem lecker. Dummerweise haben meine Menschen ihr verboten, an mir zu trinken. Die sind lustig. Wo soll ich denn hin mit der Milch? Ich hab doch nur noch den einen Murkel.

Zum Glück ist Ulf dann mit mir zum Tierarzt gefahren. Da hab ich Tropfen gegen die Milchproduktion gekriegt – und natürlich jede Menge Leckerchen. Schließlich bin ich einer der Lieblingspatienten in der Praxis.

Eigentlich wäre meine Welt damit wieder in Ordnung gewesen. Aber dann ist Ulf auf Geschäftsreise geflogen. Mal ehrlich, Scheinschwangerschaft an sich ist schon doof genug. Da kann man nicht auch noch auf einen Teil seines Rudels verzichten. Tagsüber ging es ja noch, da ist er meistens nicht da. Aber nachts haben gefälligst alle zuhause zu sein. Also bin ich alle zwei Stunden aufgewacht, hab durchgezählt und festgestellt, dass einer fehlt. Ich hab dann Meike geweckt, die gesagt hat, dass alles okay sei und ich weiterschlafen solle. Was versteht die bitte unter okay? Nichts ist okay, wenn man scheinschwanger ist und ein Drittel seines Rudels verloren hat.

Gestern ist Ulf dann endlich wiedergekommen und hat mich gleich mitgenommen auf eine Stadtführung. Die hat er mit seinen Menschenfreunden gemacht. Und weil sein Freund Matze das Herrchen von meinem Sohn Ruben ist, war Ruben auch dabei. Der ist mittlerweile zehn Zentimeter größer als ich und mindestens fünf Kilo schwerer. Trotzdem hatten wir jede Menge Spaß.

Abends waren dann endlich alle wieder zusammen und ich konnte beruhigt schlafen – dachte ich. Aber mitten in der Nacht hab ich angefangen zu zittern. Da hab ich lieber gefiept. Ulf hat das falsch verstanden. Er dachte, ich muss mal und wollte mit mir raus. Ich wollte aber nicht. Ich wollte liegen bleiben und zittern.

Ulf hat dann mitten in der Nacht bei unserer Tierärztin angerufen. Nach längerer Ursachenforschung und mehreren Telefonaten hat sie dann ihre Ferndiagnose gestellt: das seien die Folgen der Scheinschwangerschaft.

Ich hab dann den ganzen Sonntag über ein bisschen vor mich hin gelitten. Wenn ich abgelenkt war, ging es, aber sobald ich zur Ruhe gekommen bin, ging das Zittern wieder los. Die nächste Nacht war dann noch schlimmer als die davor. Ich hab nicht nur am Körper gezittert, sondern auch gehechelt. Da wussten meine Menschen endlich genau, was es war: eine Scheingeburt.

Als ich die nach ein paar Minuten hinter mich gebracht hatte, war endlich Ruhe und wir konnten alle den fehlenden Schlaf aufholen.

Das war zwar alles sehr aufregend, hat aber auch ein Gutes: Ich weiß jetzt ganz genau, dass im Notfall die Rettungskette perfekt funktioniert!

 

20. November 2009

Wisst ihr, was ein Simulant ist? Ganz einfach: ein Simulant ist ein hochintelligenter, berechnender, anbetungswürdiger Retriever. Man könnte es auch in vier Buchstaben fassen: Lisa.

Lisa ist ein Golden Retriever, den ich vor dreieinhalb Jahren am Hundestrand kennen gelernt habe. Ich war gerade zehn Wochen alt und das erste Mal am Strand. Da hab ich mal kurz die Lage sondiert und herausgefunden, wer hier der Chef ist. An den hab ich mich dann gehalten. Okay, Lisa war nicht gerade begeistert von einem kleinen Welpen, der ständig an ihr hochhüpft. Schließlich hatte sie gerade einen wichtigen Job zu erledigen. Sie musste Stöckchen aus dem Wasser holen. Ich konnte noch nicht mal schwimmen und war damit in Lisas Welt nicht existent.

Ein paar Tage später sind wir in den Hundeverein zur Welpenspielstunde gegangen. Und wer war der Chef im Welpenrudel? Lisa! Lisas Frauchen Loni ist nämlich Ausbilderin im PHV und Lisa ihre rechte Hand.

Lisa fand mich immer noch nicht besonders toll, aber sie hat sich trotzdem Mühe mit meiner Erziehung gegeben. Wahrscheinlich wusste sie damals schon, dass es kein Zufall war, dass wir uns kennen gelernt hatten. Das Schicksal hat uns zusammengeführt.

Anderthalb Jahre später bin ich nämlich Lisas Hilfssheriff geworden. Glaubt ihr nicht? Ist aber so. Vor zwei Jahren hat Meike als Assistentin mit der Welpenausbildung im PHV angefangen. Und wenn sie Lonis Assistentin ist, bin ich natürlich Lisas Assistentin. 

Im Laufe der Zeit habe ich viel von Lisa gelernt. Mittlerweile darf ich selbst Hundepolizei spielen und Hunde aus dem Rudel zupfen, wenn sie mobben, dominieren oder sich prügeln. Ich übernehm die körperliche Arbeit, Lisa legt sich davor und verbellt die Streithähne. Schließlich ist sie mittlerweile neun Jahre alt. Da muss man nicht mehr alles selbst machen.

Aber das ist nur die Vorgeschichte. Eigentlich wollte ich was ganz anderes erzählen. Nämlich, warum Lisa mein großes Idol ist.

Heute war wieder Welpenstunde. Dahin kommt auch ein kleines Mädchen mit seinem Bordercollie-Mix. Die Kleine würde zu gern mit ihrem Hund arbeitet, aber der schläft nachts in der Steckdose. Deshalb steht er tagsüber so unter Strom, dass er ein Kind einfach umreißen würde. Also arbeitet die Mutter mit dem Welpen und das Mädchen darf entweder Lisa oder mich an die Leine nehmen. Glücklich sind wir darüber nicht gerade, aber was tut man nicht alles. Und die Fleischwurst, die die Kleine in der Hand hält, ist auch nicht zu verachten.

Heute war Lisa dran und durfte mit dem Kind durch den Tunnel und über das Laufdiel laufen. Immer noch mal und noch mal. Bis Lisa irgendwann gelahmt hat.

Loni hatte natürlich ein ganz schlechtes Gewissen, weil sie ihren neun Jahre alten Hund über die Hindernisbahn geschickt hat. Dabei war sie doch noch ein paar Tage vorher im Dänemarkurlaub so fit gewesen und die Dünen hoch- und runtergejagt wie ein Junghund …

Zum Glück schien Lisa sich nicht so sehr verletzt zu haben. Natürlich wurde das Laufen mit dem Kind sofort abgebrochen und Lisa schien keine schlimmen Schmerzen zu haben. Deshalb hatte Meike einen Verdacht. Sie und Loni sind dann nochmal auf den Platz gegangen und Loni ist mit Lisa die Hindernisbahn gelaufen. Lisa war freudig dabei und hat ihrem Frauchen gezeigt, dass sie Spaß hatte. Von Humpeln natürlich keine Spur mehr.

Lisa, du bist mein Idol!

 

26. September 2009

Das Leben ist soooo ungerecht!

Als ich noch ein kleiner Welpe war, hab ich ständig Ärger gekriegt. Toilettenpapierrolle abgerollt und zerpflückt? Ärger! Hausschuh geklaut und Loch reingebissen? Richtig Ärger! Schrank angekaut? Mega Ärger!!!

Der kleine Murkel kriegt fast nie Ärger. „Finny macht kaum Quatsch“, erzählen meine Menschen immer ganz stolz. Und warum macht sie kaum Quatsch? Weil ich rund um die Uhr auf sie aufpass!

Aber auch der aufmerksamste Wachhund muss mal die Augen zumachen. Das hab ich heute Nacht getan. Und prompt hat dieses kleine Monster die Tapete angekaut. Schön gemütlich von ihrem Platz aus. Ich bin natürlich aufgewacht und wie es sich für einen guten Wachhund gehört, hab ich Meike geweckt.

Und jetzt kommt das unglaublich Ungerechte: Hat Meike Licht angemacht, sich den Schaden angekuckt, mit Finny geschimpft und mir zur Belohnung ein Rinderohr geschenkt??? Nein!!! Sie hat gesagt: „Ruby, es ist noch zu früh, geh wieder schlafen“, hat sich umgedreht und weitergeschlafen. Habt ihr sowas schon erlebt?

Die ganze Nacht hab ich wach gelegen und auf den Morgen gewartet. Und dann? Hat Meike das Loch an der Wand gesehen. Übrigens war es eine Wand, die sie gerade erst neu tapeziert und gestrichen hatte. Also hätte man spätestens jetzt mit Mega-Ärger rechnen müssen. Und was sagt mein Mensch? „Ach Finny, hast du ein Glück, dass ich dich nicht dabei erwischt habe. Aber jetzt bringt es ja nichts mehr, zu schimpfen, denn du weißt ja gar nicht mehr, worum es geht.“

Das Leben ist soooo ungerecht!

 

11. Oktober 2009

!!! Ich HASSE Dummyseminare !!!

Okay, eigentlich LIEBE ich Dummyseminare. Aber von den letzten fünf Seminaren durfte ich drei nicht mitmachen, weil ich läufig war.

Einmal ist stattdessen meine Freundin Ginger eingesprungen. Das heißt, eingesprungen ist sie leider nicht, sondern hat eine tolle Dummyarbeit gemacht. Darüber war ich so wütend, dass ich durch das ganze Auto getobt bin. Dummerweise war ich vorher in einem Modderloch, so dass Meikes ganzes Auto vollgemoddert war.

Das ist aber schon lange her. Mittlerweile bin ich fünffache Mutter und muss mich benehmen. Schließlich bin ich ein Vorbild. Und so habe ich klaglos hingenommen, dass Fini-Mini bei den letzten beiden Seminaren an meiner Stelle starten durfte.

Jetzt bin ich aber nicht mehr läufig und das nächste Seminar stand an. Es sollte das erste Wiedersehen meiner fünf Welpen werden. Aus denen sind mittlerweile Junghunde geworden und ich kann stolz verraten, dass sie alle bildhübsch und hochintelligent sind.

Deshalb hätte dieses Seminar MEIN Seminar werden können. Aber dann wollte Ulf, mein langjähriger Dummy-Partner, lieber mit Fini-Mini arbeiten. Das ist nun der Dank dafür, dass ICH IHM seit dreieinhalb Jahren die Treue halte. Erst vorgestern habe ich ihm den Gefallen getan und bin eine astreine Unterordnung mit ihm gelaufen. Aber gut, wer nicht will, der hat schon. Soll er doch mit dem kleinen Monster starten. Das kommt in ein paar Wochen in die Pubertät und spätestens dann bin ich wieder sein Liebling. Ob er dann aber noch meiner ist, weiß ich noch nicht.

Bis dahin muss ich mit Meike vorlieb nehmen. Die hat zwar nicht so viel Ahnung von der Dummyarbeit, aber ist immer noch besser als gar kein Partner. Doch noch bevor wir dran waren, fiel ihr ein, dass sie ja mal schnell nach Hause fahren und einen Pavillon holen könnte. Menschen! Da tragen sie schon jede Menge Funktionsklamotten mit spektakulärer Wasserdichte und dann können sie nicht mal einen kleinen Regentag ohne Unterstand überstehen. Dummerweise dauerte das „mal schnell“ eine Stunde. In der Zeit hat dann Paddy versucht, mit mir Dummyarbeit zu machen. Paddy ist das Herrchen von meinem Sohn Muffin. Ich mag Paddy zwar sehr, aber doch nicht so sehr, dass ich alles für ihn tue. Also hab ich lieber gewartet, bis Meike wieder da war.

Am Nachmittag haben wir dann gewartet und gewartet. Meike fand, dass wir als Gastgeber als Letzte dran sind. Okay, aber bis dahin hatte ich zwei Stunden im Regen gestanden – ohne Gummistiefel und Regenjacke. Mir war echt kalt. Dann ist endlich das erste Dummy für mich geflogen. Ich bin hinterhergerannt, hab es natürlich sofort gefunden und ins Maul genommen. Iiieeehhh, war das eklig! Das Dummy war voller nassem Lehm. Deshalb war es ganz schwer und glitschig. Also hab ich es fallen lassen und erstmal den ganzen Lehm ausgespuckt. Wir haben noch einen zweiten Versuch gemacht, aber das Dummy war auch eklig. Deshalb haben wir dann abgebrochen.

Das Einzige, was meinen Tag gerettet hat, war mein Erstgeborener. Ruben hat die Familienehre verteidigt und gezeigt, dass er mein wahrer Sohn ist. Erst ist er in der Mittagspause auf Matzes Schoß geklettert und hat sich da wie ein kleiner Welpe zusammengerollt. Für einen 30 Kilo schweren Junghund eine ziemlich coole Aktion, die man Matzes Hose angesehen hat. Aber seine wahre Heldentat hat er nach dem Seminar begangen: Matze hat erst Ruben in den Kofferraum seines Autos gehoben und sich dann von den anderen Menschen verabschiedet. Unterdessen ist Ruben über die Rückenlehne geklettert und durch Matzes Auto geturnt. Natürlich war Ruben komplett vollgemoddert – wie gesagt, war. Jetzt ist Ruben sauber und der Modder auf Matzes Autositzen. Das ist mein wahrer Sohn!!!  

 

26. September 2009

„Warum schreibt Ruby denn kein Tagebuch mehr?“ Diese Frage wird meinen Menschen ständig gestellt. Die Antwort darauf ist ganz einfach: Weil ich nichts Spannendes mehr erlebe.

Warum ich nichts Spannendes mehr erlebe? Weil ich läufig bin.

Kurze Erklärung für die Nichthundebesitzer und Rüden unter euch: Läufig sein bedeutet, dass man fast immer an die Leine genommen wird, ständig zuhause bleiben muss und sich einfach nur matschig und doof fühlt. Wie soll man da tolle Abenteuer erleben, von denen man in seinem Tagebuch berichten könnte?

Beim Spazierengehen hat Meike immer die blöde Leine griffbereit. Kaum kommt uns ein Hund entgegen, ruft sie schon von weitem: „Rüde?“ Wenn der Mensch von dem anderen Hund dann nickt, kommt ein „Sie ist läufig!!!“ mit mindestens drei Ausrufezeichen und sofort sind die anderen Menschen mit ihren Hunden verschwunden. Ungefähr so, als hätte ich die Pest und die Cholera zusammen.

Finny muss übrigens nicht an die Leine. Bevor die Rüden von ihren Besitzern weggezogen werden, schafft sie es meistens noch, auf sie zuzustürmen, an ihnen hochzuspringen, die Lefzen zu lecken und sich dann vor ihnen auf den Boden zu schmeißen.

Finny darf auch mit auf den Hundeplatz. Dass sie in Grönau ihren eigenen Hundeverein hat, in dem ich im Auto warten muss, während sie in die Welpenstunde geht, versteh ich ja. Da lernt sie, dass man nicht immer eine Mama hat, die einem die Kohlen aus dem Feuer holt, wenn man sich mal wieder zu weit aus dem Fenster gelehnt hat. Aber was hat dieser blöde kleine Murkel auf dem PHV-Platz verloren? Nichts. Das ist mein Hundeplatz! Da bin ich aufgewachsen, da bin ich ausgebildet worden und da hab ich einen Job.

Jetzt darf ich nicht auf den Hundeplatz. Okay, bleib ich eben zuhause. Aber dass Finny mit darf, ist eine Frechheit. Ich tue alles, um zu zeigen, was ich davon halte. Sobald Meike ihre Hundeplatzsachen anzieht, halte ich vor der Haustür Wache. Dummerweise gibt sie mir immer ein Rinderohr oder ein Stück Strossen, bevor sie geht. Natürlich weiß sie ganz genau, dass ich solche tollen Sachen nur auf meinem Platz fressen kann. Und kaum bin ich mit dem Ohr im Maul ins Wohnzimmer gegangen, fällt hinter mir die Tür zu.

Aus lauter Protest hab ich mir angewöhnt, auf dem Sessel zu warten, bis sie endlich alle wiederkommen. Früher gab es dafür richtig Ärger. Heute merken sie es nicht mal, wenn ich auf dem Sessel gelegen hab.

Als sei das alles noch nicht schlimm genug, waren wir am Wochenende auf einem Dummyseminar. Ich liebe Dummyseminare! Leider sind die immer ganz weit weg, ganz teuer und ganz schnell ausgebucht. Deshalb hat Ulf uns schon vor einem Jahr angemeldet. „Uns“ bedeutet in diesem Fall sich und mich. Den kleinen Murkel gab es damals noch gar nicht.

Und jetzt bin ich läufig geworden. Ihr dürft mal raten, wer mit Ulf das Dummyseminar gemacht hat und wer das ganze Wochenende im Auto sitzen bleiben durfte.

Das Leben ist soooooo ungerecht!

Eigentlich hab ich nur einen einzigen Trost: Finny ist auch weiblich. Der Tag wird kommen, an dem ich überall hin darf, jeden Hund begrüßen und jeden Dummy holen. Und ein gewisser kleiner Murkel wird im Auto oder auf der Couch sitzen und mich hassen …

 

21. Juli 2009

„Ruby, willst du nicht mal wieder Tagebuch schreiben?“ Diese Frage stellt Ulf mir momentan dreimal am Tag. Jetzt hab ich ihn lange genug auf die Folter gespannt und erzähl endlich von dem, was mein Herrchen hier unbedingt lesen will: unserer Siegesserie.

Dass wir vor zwei Wochen in Travemünde Erste im Hindernislauf geworden sind, hab ich ja schon berichtet. Aber weil ich mich da in der Begleithundprüfung nicht gerade mit Ruhm bekleckert hab, konnte ich meinen Sieg nicht wirklich feiern. Letztes Wochenende aber haben wir wieder gewonnen. Und dieses Mal hab ich alles richtig gemacht.

Beim Sommerfest des PHV sind wir zum Hindernislauf der besonderen Art gestartet. Wir, das sind natürlich Ulf und ich. Sonst hätten wir ja nicht gewonnen. Denn dass ich siegen kann, hab ich schon in Travemünde bewiesen. Meike ist bis jetzt über einen dritten Platz noch nicht hinausgekommen.

Okay, zugegeben, es war einfach. Man musste über verschiedene Untergründe von der Folie bis zum Lattenrost laufen, durch ein Planschbecken und einen Agi-Tunnel, sich im Handkarren ziehen lassen und ähnliche Sachen. Für einen alten Fun-Turnier-Hasen wie mich kein Problem. Nur die letzte Disziplin haben wir vergeigt. Da wurden drei Wassernäpfe aufgestellt. In einem schwamm Pansen, im zweiten ein Hundekeks und im dritten ein Würstchen. Es war die Frage, was ich mir wohl aussuchen würde. Natürlich hab ich die Wurst genommen. Ulf hatte aber auf den Pansen getippt. Selbst Schuld!

Gewonnen haben wir trotzdem. Einen Pokal und einen tollen Kauknochen. Ulf hat seinen Pokal auf den Fernseher gestellt, ich hab meinen Knochen in meinem Magen deponiert. Dummerweise durfte der Pokal nicht im Wohnzimmer stehen bleiben. Meike und Finny sind nämlich nur 17. geworden. Meike behauptet zwar, der Pokal sei hässlich, aber in Wirklichkeit will sie nur nicht an ihre Niederlage erinnert werden.

Zum Glück sorgt Ulf dafür, dass unser Triumph nicht in Vergessenheit gerät. Mindestens zehnmal am Tag singt er: „So sehen Sieger aus, schalalalalah“.

Mich in einem Handkarren durch die Gegend ziehen lassen? Kein Problem!

Durch einen Agility-Slalom lauf ich aber nicht. Ich bin doch kein Border Collie! Das kann Ulf schön selber machen.

 

12. Juli 2009

Heute waren wir auf einem Turnier in Travemünde. Ich mag Turniere – eigentlich. Denn Turnier bedeutet, dass Meike und ich ganz allein sind, ohne den blöden Welpen. Okay, wenn wir im Vierkampf starten, muss ich erst die blöde Unterordnung laufen. Ich geb mir aber in letzter Zeit eine Menge Mühe damit, denn wenn Meike merkt, wie toll ich das kann, fahren wir vielleicht öfter allein auf Turniere. Außerdem kommen nach der Unterordnung so tolle Sachen wie Hindernislauf, Slalom und Hürdenlauf - eigentlich. Meike ist beim Turnier auch total lieb zu mir, weil sie ja will, dass ich gut drauf bin und möglichst fehlerfrei lauf - eigentlich.

Uneigentlich war heute alles anders. Dieses Mal sind Ulf und Finny mitgekommen. Nichts gegen mein Herrchen, aber was will der blöde Mini auf dem Turnier? Das ist was für Erwachsene, nichts für kleine Murkel. Bei der Begrüßung durfte sie sogar mit Ulf auf den Platz. Anschließend hätte sie eigentlich ins Auto zurück gemusst und ich zur Unterordnung. Stattdessen musste ich ins Auto. Meine Freundin Rêver durfte zum Hürdenlauf und ich sollte mich langweilen. Und was ist mit dem Mini? Der durfte Rêver zusehen. Dabei ist Rêver meine Freundin, nicht ihre.

So ging es den halben Tag lang weiter. Erst gegen Mittag fiel Meike irgendwann mal ein, dass sie noch einen Hund hat. Nachdem sie mich endlich aus dem Auto befreit hat, dachte ich, jetzt geht es los. Stattdessen mussten wir noch länger warten. Meine Laune sank so schnell wie die Temperaturen stiegen. Auf dem Platz lief mittlerweile eine Begleithundprüfung. Die Begleithundprüfung ist die Hard-Core-Variante der Unterordnung. Noch länger bei Fuß laufen, außerdem auch noch mindestens zehn Minuten Ablage. Ich hasse Begleithundprüfungen!

Es ist nicht so, dass Meike das nicht wüsste. Sie weiß auch, dass ich Unterordnung sowieso nur ganz früh morgens laufen kann, wenn ich ausgeschlafen bin, dass es höchstens 15 Grad sein dürfen und die Sonne nicht scheinen darf. Wie gesagt, sie weiß es. Trotzdem hat sie beschlossen, in der prallen Mittagssonne eine Begleithundprüfung mit mir zu laufen. Selbst Schuld!

Es ist übrigens auch nicht so, dass ich sie nicht gewarnt hätte. Schon beim Einstimmen hab ich ihr deutlich gemacht, was ich von der Aktion halte und wohin sie sich ihre Leckerchen stecken kann. Aber sie wollte ja nicht hören und hat mich stattdessen auf den Platz gezerrt.

Okay, die Ablage hab ich noch gemacht. Ich hatte ja schon den ganzen Tag dumm rumgelegen, da kam es auf ein paar Minuten mehr auch nicht an. Aber als wir dann mit der Unterordnung dran waren, hab ich mich so weit zurückfallen lassen, wie die Leine es zuließ. Da war Meike schon genervt. Also hab ich noch einen drauf gelegt und in der Freifolge den Abstand auf ein paar Meter verlängert. Damit ich „Sitz“ und „Platz“ gemacht hab, musste sie stehen bleiben und beim Abrufen aus der Platzübung hab ich sie dreimal rufen lassen.

Ich glaube, ich habe ihr damit ziemlich klar deutlich gemacht, dass ich keinen Bock auf Turniere mit Finny, Sonne und BH am Nachmittag habe. Und was macht Meike? Anstatt mir dankbar dafür zu sein, dass ich mich so verständlich ausdrücke, wird sie auch noch böse auf mich. Auf mich! Hab ich den Mini mit auf den Hundeplatz geschleppt? NEIN! Hab ich gesagt, dass ich eine komplette BH laufen will? NEIN! Und hab ich bis zum Nachmittag gewartet, bis wir endlich dran waren? NEIN! Ach ja, für das Wetter kann ich übrigens auch nichts.

Zum Glück hab ich ja zwei Menschen. Ulf weiß, was Labbis brauchen: Wasser und Spaß. Eigentlich wollte er mit Rêver an einem „Hindernisparcours der besonderen Art“ teilnehmen. Als er gemerkt hat, wie gefrustet ich war, hat er bei der Turnierleitung gefragt, ob er mit mir laufen darf. Er durfte.

Der Parcours war klasse. Da gab es Autoreifen, durch die man durchspringen musste, einen Bollerwagen zum Reinhüpfen, einen Slalomparcours und vieles mehr. Am Ende stand sogar ein Planschbecken. Juhu! Bei diesem Rennen gab es nur drei Regeln: Es wurde auf Zeit gelaufen. Ein Teilnehmer musste das Hindernis nehmen, wurde ein Hindernis ausgelassen, gab es vier Strafsekunden. Ich hab mal kurz die Hindernisse gecheckt und beschlossen, dass ich sie alle nehm – bis auf den Slalom vom Agility. Der war mir zu eng. Also durfte Ulf den laufen.

Hab ich euch schon mal erzählt, dass Ulf viel schneller ist als Meike? Außerdem hab ich mit ihm viel mehr Spaß, denn er zwingt mich nie zu so komischen Sachen wie Unterordnung. Nachdem ich ja heute schon sehr deutlich gesagt hatte, was ich nicht mag, hab ich jetzt gezeigt, was ich mag: Hindernisse zum Rüberspringen und an meiner Seite einen Menschen, dem es völlig egal ist, ob ich bei Fuß bin oder nicht, Hauptsache, wir haben Spaß!

Natürlich sind Ulf und ich im Hindernislauf Erste geworden. ERSTE!!! Mein allererster Turniersieg! Ulf hat früher immer behauptet, ich sei die Anna Kournikova des Turnierhundesports – kein Turnier gewonnen, aber immer die Schönste auf dem Platz. Jetzt musste er das zurücknehmen. Auf der Nachhausefahrt hat er überlegt, dass ich eher der Boris Becker des THS bin. Der hat nämlich auch die kleinen Turniere wie den Rothenbaum verloren, aber die großen wie Wimbledon gewonnen. Meike fand den Vergleich nicht ganz passend und hat behauptet, dass so ein Spaßlauf nicht wirklich wichtig und mit Wimbledon vergleichbar sei. Ulf und ich sehen das anders. Wir finden Spaß sehr wichtig.

 

4. Juli 2009

Wenn es einen Hunde-Gott gibt, dann hat er dieses Wetter gemacht. 30 Grad im Schatten und jede Menge Sonne. Eigentlich viel zu warm für einen Labrador wie mich. Aber zum Glück wissen meine Menschen, was Labbis bei solchen Temperaturen brauchen: Wasser.

Eigentlich hätte ich gestern arbeiten müssen, denn freitags ist ja immer Welpenstunde im Hundeverein. Aber zum Glück ist jemand auf die Idee gekommen, den Unterricht ans Wasser zu verlegen. Perfekt, denn wir Ausbilder-Hunde sind alle drei Retriever. Und was können Retriever am besten? Klar, schwimmen. Also haben Dina, Lisa und ich erst mal gezeigt, was wir können. Die Welpen haben zum Teil wirklich gut zugeschaut und es uns nachgemacht. Auf meinen Sohn Ruben bin ich besonders stolz. Er hat sofort begriffen, worum es geht.

Was Finnys Schwimmkünste angeht, halt ich mich lieber vornehm zurück. Okay, sie kann schwimmen, aber warum tut sie es dann nicht? Steht die ganze Zeit am Rand und zuckt zusammen, wenn sie ein paar Spritzer abkriegt. Und das soll meine Tochter sein?

Mir egal. Ich hatte einen Job zu machen. Und den hab ich gut gemacht. Um den Mini können sich auch mal die Menschen kümmern.

Heute sind wir dann auf den Priwall gefahren. Da ist ein ganz, ganz toller Hundestrand. Juhu! Meine Freundinnen Rêver, Bruni und ich hatten jede Menge Spaß mit unserem Wasserdummy. Rêver und Bruni haben das Pech, dass ihr Welpe Pepper mittlerweile ein richtiger Junghund geworden ist und – zumindest auf kurze Distanz - schneller schwimmt als die beiden. Das wäre mir ja peinlich! Dieses Problem hab ich nicht. Der Murkel schwimmt nur, wenn es sein muss und auch dann nur schnell wieder raus aus dem Wasser.

Deshalb hatte ich heute schön meine Ruhe. Finny hat mit einem kleinen Shar-Pei gespielt. So typische Welpen-Spielchen mit Auf-der-Erde-rumkugeln und Sich-gegenseitig-in-die-Ohren-beißen. Meinetwegen. Ich hab lieber Spaß gehabt.

Als wir eben nach Hause gekommen sind, ist der Mini zur Strandtasche gelaufen und hat sich den Wasserdummy geklaut. Jetzt rennt sie stolz wie Oskar mit dem Dummy im Maul rum. Albern. Als ob sie es schaffen würde, einen Dummy zu erbeuten. Sie wedelt zwar die ganze Zeit demonstrativ mit dem Teil vor meiner Nase rum, aber ich tue so, als würde ich schlafen. So etwas hab ich nicht nötig. Ich nicht!

Seht ihr diesen Stock? Der ist nur etwas für große Hunde. Natürlich hab ich die Welpen – wie hier Lonzo – immer mal rankommen lassen. Aber aus dem Wasser durfte nur ich ihn holen!

 

3. Juli 2009

Das Zusammenleben mit unserem neuen Rudelmitglied ist nicht gerade einfach. Okay, dass sie mir ständig MEINEN Platz auf MEINEM Kissen streitig macht, damit kann ich leben. Dass sie sich immer an mich rankuschelt, ist zwar nervig, aber irgendwie auch ganz niedlich. Dass ich meine ganzen Pansen-Rinderohren-Ochsenziemer-Hundekekse-Kopfhautstreifen-Vorräte im Keller mit ihr teilen muss, seh ich schon weniger ein. Richtig frech ist aber, dass sie mir immer das Futter klaut.

Ich bin eben einfach zu gut für diese Welt. Das hab ich zwar schon ein paar Mal erzählt, aber man kann es gar nicht oft genug erwähnen. Die Fütterung bei uns sieht nämlich so aus, dass das Futter in die Näpfe kommt, die abgestellt werden und wir auf das Kommando „Auf die Plätze, fertig, los“ warten müssen. Dann dürfen wir fressen. Der Mini hat das ganz schnell begriffen und wartet tatsächlich, bis das „los“ kommt. Aber dann schaltet sie den Turbo ein und schlürft in Sekundenschnelle ihren Napf leer. Anschließend rennt sie zu meinem Napf, um den auch leer zu schlürfen.

Was soll ich denn dagegen tun? Soll ich mein eigen Fleisch und Blut wegknurren? Nein, das gehört sich nicht. Also lass ich sie halt mitfressen. Zum Glück finden meine Menschen das nicht so toll. Deshalb darf ich jetzt immer zuerst fressen und erst, wenn ich fast fertig bin, darf Finny anfangen. Das findet sie natürlich gar nicht komisch. Ich schon.

Vor ein paar Tagen hab ich endlich herausgefunden, wie ich meine Ruhe vor dem Mini-Monster hab: indem ich ins Wasser geh. Durch Schwangerschaft und Welpenaufzucht bin ich ein halbes Jahr lang nicht mehr Schwimmen gegangen. Aber bei der Hitze der letzten Tage hab ich beschlossen, dass ich es ja mal wieder probieren kann. Und ich kann euch verraten, das Schwimmen für Hunde dasselbe ist wie Radfahren für Menschen: Man verlernt es nicht!

Also seh ich beim spazieren gehen immer zu, dass ich schnell ins Wasser komm, wenn der Murkel nervt. Dummerweise rennt die Kleine grundsätzlich hinterher. Allerdings nur dort, wo sie noch stehen kann. Aus Versehen bin ich schon mal an einer flachen Stelle reingelaufen, der Mini hinterher. Als es tiefer wurde, bin ich einfach losgeschwommen und Finny ist untergegangen. War natürlich ein Versehen. Niemals würde ich so etwas mit Absicht machen. Aber sie ist sie ein Labbi – oder will zumindest mal einer werden. Labbis sind Schwimmschweine. Also soll sie sich nicht so anstellen.

Das tut sie leider auch nicht. Denn Ulf hat ihr gestern das Schwimmen beigebracht. Dafür ist er mit ihr an die Wakenitz gegangen, wo ich auch Schwimmen gelernt hab. Er hat sie auf den Arm genommen und ist mit ihr ins Wasser gegangen. Dann hat er sie vorsichtig ins Wasser gesetzt und sie ist losgeschwommen. Da haben meine Menschen so getan, als ob sie sonst was Tolles vollbracht hätte. Dabei ist Schwimmen nun wirklich die einfachste und normalste Sache der Welt.

Nachdem sie das Reintragen-Rausschwimmen-Freuen-Spiel ein paar Mal gespielt haben, hab ich Ulf dran erinnert, dass ich auch noch da bin. Also hat er brav Stöckchen für mich ins Wasser geworfen. Und was macht dieser dumme kleine Mini? Schwimmt los, hinter MEINEM Stöckchen her! Zum Glück hat sie schnell gemerkt, was für einen Blödsinn sie da macht, ist umgedreht und ans Ufer zurückgeschwommen.

Ich will ja kein Pessimist sein, aber ich glaube, es dauert nicht mehr lange, bis der kleine Murkel so gut schwimmen kann, dass ich nicht mal mehr im Wasser vor ihr sicher bin. Aber bis dahin werde ich es noch ordentlich ausnutzen. Deshalb muss ich jetzt Schluss machen und zusehen, dass ich mein Rudel ans Wasser krieg.

Finny hat Schwimmen gelernt. Jetzt muss ich auch im Wasser ständig auf sie aufpassen. Aber meine Stöckchen kriegt sie nicht!

 

6. Juni 2009

Heute waren Meike und ich zu unserem ersten Vierkampf in Eutin.

Die Voraussetzungen waren perfekt: es war nicht zu warm und ich hatte wirklich Lust, zu arbeiten. Außerdem war mein Fanclub dabei. Rêver, Bruni und Pepper sind extra mit ihren Menschen mit nach Eutin gefahren, um mich anzufeuern.

Also hab ich mir in der Unterordnung Mühe gegeben. Ich hatte ja auch noch was gut zu machen, denn in meiner Begleithundprüfung hab ich mich in der Unterordnung nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Aber heute war ich bereit, so zu tun, als sei mein Mensch mein Chef – zumindest für zehn Minuten.

Okay, so ein paar Schnitzer sind mir doch passiert. Der Platz roch nämlich so spannend, dass ich einmal kurz schnuppern musste. Natürlich hat Meike das sofort gesehen und an meiner Leine geruckt. Das wiederum hat die Richterin gesehen und etwas auf ihren Block geschrieben.

Das ist kein gutes Zeichen. Schreiben heißt immer, dass man einen Fehler gemacht hat.

Aber heute hat sie – für meine Verhältnisse – wenig geschrieben. Okay, in der Freifolge hab ich nicht an Meikes Bein geklebt, sondern ein paar Zentimeter Abstand gehalten. Und beim „Platz aus der Bewegung“ war ich mir nicht sicher, ob ich nun sitzen oder mich hinlegen soll. Also hab ich so ein Mittelding gemacht. Es war ganz schön anstrengend, so halb in der Luft zu hängen, aber ich hab mich nicht bewegt, bis Meike 30 Schritte weg war und mich gerufen hat. Trotzdem gab es für die Übung ein „mangelhaft“. Aber der Rest war okay und wir haben 45 Punkte für unsere Unterordnung bekommen. Das muss reichen.

Meike war total glücklich, denn an diesem Tag hatten viele Teams weniger als 42 Punkte und sind damit aus der Wertung geflogen. Außerdem ist die Richterin dafür bekannt, sehr streng zu sein. Bei ihr 45 Punkte zu erreichen, ist eine tolle Leistung.

Anschließend war Hürdenlauf. Den mag ich. Wir waren zwar nicht die Schnellsten, aber ich hab nicht eine Stange gerissen und bin die ganze Zeit bei Fuß geblieben. Im Slalom war ich auch nicht schlecht. Aber anschließend war ich doch ganz schön kaputt. Ich konnte mich einfach nicht mehr konzentrieren. Deshalb hab ich mich beim Hindernislauf auch ablenken lassen und bin einmal kurz zu den Fotografen an der Bahn gelaufen. Ich wollte doch nur mal schnell „hallo“ sagen. Schließlich bin ich ein höflicher Hund. Aber Meike fand das nicht so toll, denn natürlich kann man nicht gleichzeitig „hallo“ sagen und über Hindernisse hüpfen. Also hab ich Prioritäten gesetzt. Offensichtlich andere Prioritäten als Meike.

Nach dem Vierkampf war ich echt platt. Dummerweise mussten wir auch noch als Ersatzleute beim CSC einspringen. Wir sollten die dritte Sektion laufen. Die ist einfach. Man rennt einfach nur geradeaus und nimmt dabei die Hindernisse auf dem Weg mit. Dummerweise sind wir beim CSC – zum ersten Mal an diesem Tag – nicht von den Zuschauern weg, sondern auf sie zugelaufen. Mein erstes Hindernis war die A-Wand. Die bin ich hoch geklettert und hatte von oben eine tolle Aussicht auf all die Menschen. Von da oben hab ich auch Loni entdeckt. Loni war früher meine Welpentrainerin und heute sind wir Kollegen bei der Welpenarbeit. Da musste ich doch kurz einmal „hallo“ sagen. Also hab ich ein paar Hindernisse ausgelassen und bin schnell zu ihr gelaufen. Unterwegs ist mir aber eingefallen, dass ich ja heute gar nicht Kollege bin, sondern Sporthund. Deshalb bin ich auf dem Weg zu ihr durch einen Zaun gesprungen. So hatten die Zuschauer alle etwas zu lachen.

Zum Glück fand Meike das auch ein bisschen lustig. Außerdem hatte ich ja noch meinen Freifahrtschein von der tollen Unterordnung. Den hab ich dann gleich mal eingelöst. Damit waren meine Bonuspunkte aber auch verspielt und ich hab im zweiten Durchgang lieber alle Hindernisse mitgenommen. Trotzdem hat es nur noch zu einem vierten Platz gereicht.

Bei der Siegerehrung gab es dann aber eine Überraschung: Meike und ich sind im Vierkampf Dritter von sieben Startern in ihrer Altersklasse geworden. Zum ersten Mal durften wir nach vorne zu den Richtern kommen und uns einen Pokal abholen. Der hatte die Form eines Schäferhundes.

Ein SCHÄFERHUND!!! Ich bin ein LABRADOR!!! Trotzdem hat Meike sich ganz doll gefreut. Naja, wer kann auch damit rechnen, dass ein Labrador es im Vierkampf aufs Siegertreppchen schafft?

 

1. Juni 2009

Seit vier Wochen sind die Murkel weg und so langsam kehrt bei uns wieder der Alltag ein. Das bedeutet für Finny einmal in der Woche Welpenstunde im Hundeverein. So ein laues Leben möchte ich auch einmal haben. Ein bisschen über Knistertüten laufen, vielleicht noch mal ein „sitz“ und ansonsten nur mit den anderen Welpen toben. Und dafür gibt es auch noch Leckerchen!

Ich hab es nicht so leicht. Meike hat sich in den Kopf gesetzt, dass wir in einer Woche unseren ersten Vierkampf laufen. Für die, die keine Ahnung vom Turnierhundesport haben, hier eine kurze Erklärung: THS ist Leichtathletik für Mensch und Hund. Dabei bilden immer ein Hund und sein Mensch ein Team. Eigentlich sind Meike und ich ein tolles Team. Aber beim THS ist das ein bisschen anders, denn da darf dummerweise nur einer denken und dass ist der auf zwei Beinen. Der Vierbeiner muss genau das machen, was sein Mensch will. Gar nicht so einfach. Warum soll ich beispielsweise über einen doofen Hoch-Weit-Sprung hüpfen, den ich gar nicht mag, wenn direkt daneben eine A-Wand steht? Ich liebe A-Wände! Meike weiß das ganz genau. Trotzdem schickt sie mich über den Hoch-Weit. Da ist es doch kein Wunder, dass ich mal einen kurzen Blick zur Seite riskier und ab und zu doch die A-Wand nehme, oder?

Aber ich schweif ab. Eigentlich wollte ich vom Vierkampf erzählen. Der besteht natürlich aus vier Disziplinen, sonst würde er ja nicht Vierkampf heißen. Aus Unterordnung, Hürdenlauf, Slalom und Hindernislauf. Hürdenlauf, Slalom und Hindernislauf mag ich gern. Aber ich hasse Unterordnung. Da muss man einfach nur am Bein seines Menschen kleben und immer genau das machen, was er sagt: bei Fuß laufen, sitz machen, platz und so weiter. Wenn man nur eine Sekunde zögert, gibt es sofort Punktabzug. Einmal kurz die Nase auf der Erde, schon wieder ist ein Punkt weg. Und hat man keine Lust, sich ins nasse Gras zu legen, tun die Menschen so, als sei das ein Weltuntergang. Da sind gleich zehn Punkte weg und man kann eigentlich nach Hause gehen.

Ihr merkt schon, für einen intelligenten Hund wie mich ist die Unterordnung nichts. Ich liebe den Hundeplatz und die ganzen Menschen und Hunde da. Deshalb geh ich supergern zum Training. Turniere sind noch toller, weil da noch mehr Hunde und noch mehr Menschen sind. Das Sporthundleben könnte so schön sein – wenn da nicht diese dumme Unterordnung wäre. Labradore sind dazu da, eigenständig zu arbeiten. Das kann ich klasse. Aber für einen Befehlsempfänger bin ich einfach nicht dumm genug.

Dummerweise gibt es ohne Unterordnung kein Vierkampf. Deshalb fahren Meike und ich momentan drei- bis viermal in der Woche auf den Hundeplatz, wo wir hart arbeiten.

Und was ist mit Finny? Die benimmt sich unmöglich. Sobald sie zur Welpenstunde auf den Hundeplatz kommt, führt sie sich auf wie eine kleine Diva. Sie prügelt sich mit ihren Geschwistern Lotti und Ruben, die auch bei uns in der Welpenstunde sind und spielt den Chef. Schließlich sind freitags immer so 40 oder 50 Junghunde auf dem Platz. Die waren fast alle bei mir in der Welpenstunde. Dementsprechend verhalten sie sich so, wie es sich gehört: Sie haben Achtung vor mir und akzeptieren, dass ich der Chef bin. Und deshalb glaubt dieser kleine Murkel, dass er ja Tochter vom Chef ist und ihm deshalb die Welt gehört.

Ulf hat immer behauptet, ich sei die Anna Kournikova des Turnierhundesports sei: nie ein Turnier gewonnen, aber immer die Schönste auf dem Platz. Wenn das stimmt, ist Finny die Paris Hilton oder die Nicole Ritchy des Hundevereins: Selbst im Leben nichts geleistet, aber sich auf den Lorbeeren seiner Eltern ausruhen.

Zum Glück haben meine Menschen das gemerkt. Jetzt gehen sie mit Finny zweimal in der Woche nach Groß Grönau in die Welpenstunde. Da darf ich nicht mit, damit die Kleine ganz auf sich gestellt ist. Ich muss ja zugeben, ich hab mich ein bisschen darauf gefreut, dass sie endlich mal was auf die Nase kriegt. Und was macht dieser schlaue kleine Welpe? Er benimmt sich total gut, ist freundlich zu jedem und hat jede Menge Spaß. Und meine Menschen? Durchschauen sie dieses kleine Monster? Von wegen. Sie stopfen weiter für jedes „sitz“ Leckerchen in sie rein. Ein bisschen naiv sind sie ja schon. So bleibt die Hauptarbeit in Finnys Erziehung wohl an mir hängen. Als ob ich nicht schon genug zu tun hätte ...

 

25. April 2009

Günni hat endlich einen offiziellen Wurfnamen. Die Stadthunde-User haben 250 Vorschläge eingereicht. Schon toll, wie groß das Interesse an meinem Welpen ist. Die Jury hat dann entschieden, dass Günni in Zukunft Aramis heißen soll.

Aramis gefällt meinen Menschen auch ganz gut. Ob es Günni gefällt, wissen wir nicht. Wahrscheinlich ist es ihm egal, ob er noch einen Namen bekommt. Schließlich ist es nicht sein erster.

Als er geboren wurde, hat er meine Zitzen nicht gleich gefunden. Deshalb hat Ulf ihn gefragt: „Was bist du denn für ein Günter?“ Als ein paar Tage später Carsten Spengemann bei uns zu Besuch war, hat er gleich gefragt, „wo ist Günni?“ Seitdem heißt Günni Günni.

Übrigens hat Carsten gerade für stern.de mit versteckter Kamera gedreht. Da hat er einen Imbissverkäufer namens Günter gespielt. Eine Hommage an meinen kleinen Günni.

Der heißt bei seiner neuen Familie weder Günni noch Aramis, sondern Ruben Pfeffer. Den Namen hat er nach dem männlichen Hauptdarsteller aus „Und dann kam Polly“. Bei uns zuhause hat er mittlerweile den Namen bekommen, der am besten zu ihm passt: Günnibert von Thurn und Taxis. Manchmal frag ich mich, wie meine Menschen auf solchen Blödsinn kommen.

Günni nimmt es mit Gelassenheit. Das hat er von seiner Mutter. Ich hab auch jede Menge Namen. Eigentlich heiße ich Amber Island´s Adorable Alliyah. Das war meinen Menschen aber viel zu kompliziert, deshalb haben sie mich Ruby genannt. Kaum war ich bei ihnen eingezogen, wurde daraus Rübe. Im Laufe der Jahre ist noch der eine oder andere Spitzname dazugekommen.

Wenn wir in der Welpengruppe im Hundeverein neue Welpen bekommen, stellt Steffi ihnen immer die Ausbilder vor. „Hallo, ich bin Steffi und das ist meine Hündin Dina. Das ist Loni mit ihrer Hündin Lisa. Und das ist Meike mit ihrer Hündin Ruby - oder Rübe - oder Rübchen - oder Kröte.“ Wie gut, dass Steffi nicht weiß, dass ich von Ulf auch noch Hexe genannt werde.

Geteiltes Leid ist ja bekanntlich halbes Leid. Ich teil das Leid der tausend Namen mit meiner kleinen Tochter. Eigentlich heißt sie Affinity. Meike wollte sie Finny nennen, nach ihrem Opa Finn. Irgendwie ist daraus dann Finchen geworden. Mittlerweile nennt sie sie Fini-Mini. Das ist jetzt also ihr vierter Name. Kein schlechter Schnitt für einen Welpen, der gerade sieben Wochen alt ist.

 

20. April 2009

Vor lauter Welpenstress hab ich doch ganz vergessen, zu erzählen, wer die große Ehre hat, künftig an meiner Seite zu leben.

Bei drei Welpen ist ja schon lange klar, wo sie hingehen: Günni geht zu Matze nach Bad Schwartau, wo er Ruben Pfeffer heißen wird. Da hat er eine riesige Tennisanlage, eine Soccer-Halle, Matzes Haus, das von seiner Mutter und das von seinem Bruder, die er bewachen kann. Das wird Günni gefallen, denn er ist der Wachsamste unter meinen Murkeln. Egal, wann man ins Welpenzimmer kommt, er sitzt in der Box und kuckt einem entgegen.

Muffin wohnt bald bei Sarah und Paddy in Kiel. Er hat es auch ganz toll getroffen. Sarah hatte Meike ja schon vor Monaten geschrieben, dass sie gern einen Hund mit „Power auf Knopfdruck“ hätte. Weil Sarah so nett ist, hab ich mir alle Mühe gegeben, ihr so einen Hund zu machen. Und es hat geklappt. Muffin ist eine absolute Maßanfertigung. Bei der ist allerdings der Umtausch ausgeschlossen. Aber Sarah und Paddy würden ihn sowieso nie wieder hergeben. Sie kommen fast jedes Wochenende zu uns und sind immer ganz traurig, wenn sie ohne Muffin wieder nach Hause fahren müssen.

Lotti zieht zu Paul nach Hamburg. Paul wollte eine kleine Prinzessin und Lotti gibt sich alle Mühe, dem gerecht zu werden. Sie ist supersüß und superlieb – wenn sie nicht gerade Muffin verprügelt. Aber der ist selbst Schuld. Was beißt er sie auch in die Rute? Das ist zwar schon drei Tage her, aber Lotti ist verdammt nachtragend.

Verena wusste bis jetzt nicht, welchen Welpen sie bekommt. Ulf und Meike konnten sich nämlich nicht entscheiden, ob sie Affinity oder Autumn behalten wollten. Ich persönlich war für Finy. Autumn ist nämlich ziemlich dominant und hätte mir sicher irgendwann die Rudelführung streitig gemacht. Finy unterwirft sich dagegen ziemlich schnell. Damit war für mich der Fall klar.

Für Meike nicht. Sechs Wochen lang hat sie sich den Kopf zerbrochen, bevor sie sich entschlossen hat, Finy zu behalten. Hätte sie doch gleich mich gefragt. Aber auf mich hört ja keiner. Zum Glück ist sie doch noch von allein zu der richtigen Entscheidung gekommen. Damit ist die Rudelführung gesichert.

Verena hat sich doll gefreut. Sie hätte zwar auch sehr gerne Finy gehabt, aber meine Menschen sind sich sicher, dass die beiden Powerpakete perfekt zusammen passen. Autum wird jetzt die ständige Begleiterin der jüngsten Gefängnisdirektorin Deutschlands. Wenn sie sich gut anstellt, darf sie sogar eine Ausbildung zum Drogenhund machen.

Übrigens heißt Autumn jetzt Lotta. Verena ist nämlich Astrid-Lindgren-Fan und hat sie nach Lotta aus der Krachmacherstraße benannt. Das passt perfekt, denn leise ist Lotta nur dann, wenn sie auf den Arm genommen wird. Kaum beachtet man sie nicht, macht sie eine Menge Krach.

Jetzt haben wir also eine Lotta und eine Lotti. Deshalb hat das Duo einen neuen Namen. Meike mag nämlich nicht nur Astrid Lindgren, sondern auch Erich Kästner. Deshalb heißen die beiden jetzt „das doppelte Lottchen“.

 

17. April 2009

Heute Vormittag waren die Welpen, Ulf und ich im Kindergarten. Susanne, die Kindergartenleiterin kenn ich schon, seit ich ein kleiner Welpe bin.

Damals war ich mit Meike in der Welpenstunde im Polizeihundverein. Da hat sie Susanne getroffen. Die beiden haben sich darüber unterhalten, dass Meike jetzt auch einen Hund hat. Susanne hat gefragt, welches denn ihr Hund ist und Meike hat sich zu mir umgedreht, um auf mich zu zeigen. Am liebsten hätte sie auf einen anderen Welpen gezeigt, denn ich war der, der sich gerade mitten in den Wassernapf gelegt hatte.

Heute passieren mir solche Missgeschicke natürlich nicht mehr, aber Susanne mag mich immer noch gern. Deshalb kuckt sie auch immer mit ihren Kindern über das Internet meinen Welpen beim Wachsen zu. So ganz können die Kinder sich allerdings nicht vorstellen, dass es echte Hundebabys sind, die sie da sehen. Sie halten meine Murkel immer für ein Computerspiel. Wenn die Welpen schlafen, wollen sie, dass Susanne sie mit der Mouse anklickt, damit sie sich wieder bewegen.

Da wurde es natürlich Zeit, einmal in den Kindergarten zu fahren und zu beweisen, dass wir echt sind.

Auf der Fahrt ist Muffin eingeschlafen. Das ist ein kleines Problem, denn ihr wisst ja, Muffin kann nur „an“ oder „aus“. Und wenn er erst mal aus ist, dauert es eine ganze Zeit, bis er wieder angeht. Also war er auch aus, als Ulf ihn in den Kindergarten getragen hat. Zum Glück waren seine Geschwister an und ich weiß ja auch, was sich gehört. Wir haben nacheinander drei Gruppen besucht. Sogar bei den Krippenkindern waren wir. Muffin ist kurz aufgewacht, hat sich umgedreht und ist wieder eingeschlafen. Die Kinder haben gefragt, warum der sich denn gar nicht bewegt und Ulf hat gesagt, „weil er aus ist.“ Das haben sie verstanden

Bevor wir nach Hause gefahren sind, hab ich von Susanne noch zwei riesige Rinderohren gekriegt. Ich liiiiieeeebe Rinderohren!

Heute Nachmittag war ich dann auf dem Hundeplatz. Da, wo ich vor drei Jahren im Wassernapf gebadet hab. Heute passiert mir so etwas natürlich nicht mehr. Im Gegenteil. Heute pass ich auf, dass sich andere Welpen gut benehmen. Meistens jedenfalls. An diesem Nachmittag hatte ich einfach keine Lust, den Vorzeige-Wauwau zu spielen. Stattdessen hab ich so doll getrödelt, dass ich den Anschluss an die Welpengruppe verloren hab. Meike hat das gar nicht gemerkt, weil sie so sehr damit beschäftigt war, sich darum zu kümmern, dass alle Welpen beim Rudel bleiben.

Normalerweise kann sie sich in solchen Situationen auf mich verlassen. Ich bleib in ihrer Nähe und helf ihr dabei, die Welpen zusammenzuhalten. Aber an diesem Nachmittag hatte ich einfach keine Lust. Deshalb hab ich mir eine kleine Auszeit genommen und bin in den Wald gegangen. Schließlich bin ich nicht der einzige erwachsene Hund in der Welpengruppe. Boomer, der Hund der anderen Ausbilderin, war auch noch da. Soll der doch mal die Arbeit machen.

Dummerweise hat Boomer seinen Job gut gemacht. Zu gut. Statt nämlich auf die Welpen aufzupassen, hat er mich gesucht. Und natürlich hat er seinem Frauchen gepetzt, wo ich bin. Daggi hat mich dann zu Meike zurück gebracht, bevor die überhaupt richtig gemerkt hatte, dass ich weg war.

Trotzdem hat sie sich ganz doll gefreut, mich wieder zu haben. Das ist ja das Schöne am Hundeverein: Da bin ich der Star und nicht meine kleinen Murkel.

Dachte ich jedenfalls. Denn kaum waren wir zurück auf dem Hundeplatz, kam Ulf. Und was hatte er im Kofferraum? Die ganze Murkelgang. Natürlich standen alle Leute um sein Auto rum, haben meine Welpen bestaunt und festgestellt, wie ähnlich sie mir doch sehen.

Also mal ehrlich, warum geben die Leute sich alle mit einer Kopie zufrieden, wenn sie das Original direkt vor sich haben??? 

 

12. April 2009

FROHE OSTERN!

Ich liebe Ostern, den Ostern bedeutet noch mehr Besuch und natürlich auch noch mehr Leckerchen.

Die Feiertage fingen gleich richtig an. Am Karfreitag war nämlich Uncas mit seinen Menschen aus Hildesheim zu Besuch. Uncas ist sowohl mein Stief-Halbbruder als auch mein Neffe. Aber das ist eine andere Geschichte. Der Kleine ist erst neun Monate alt und schon ungefähr doppelt so groß wie ich. Er wiegt 38 Kilo und hat wirklich kein Gramm Fett. Ich glaube, ich sorge besser immer dafür, dass wir gute Freunde bleiben, denn wenn der erst mal ausgewachsen ist, möchte ich ihn lieber nicht zum Feind haben.

Meine Welpen fanden Uncas toll. Finny hat sich ihm gleich unterworfen, was sehr niedlich aussah. Günni hat ihn lieber in die Achillessehnen gebissen. Dann haben alle zusammen versucht, an ihm zu saugen. Uncas kann froh sein, dass er seine Männlichkeit behalten hat. Schließlich soll er doch mal ein Zuchtrüde werden. Da dürfen meine Kleinen ihn nicht aus Versehen kastrieren.

Am Ostersonnabend haben wir dann Welpen-Besitzer-Treffen gemacht. Natürlich wussten Sarah, Paddy, Verena und Paul, was sich gehört. Deshalb gab es wieder jede Menge Leckerchen für mich. Außerdem haben wir mit den Welpen den ersten Leinenspaziergang unternommen. Ich muss euch wohl nicht erzählen, was in der Nachbarschaft los war, als wir mit sechs Menschen und sechs Hunden an der Leine losmarschiert sind, oder?

Heute ist Ostersonntag. Ein Feiertag. Warum heißt der Feiertag wohl Feiertag??? Weil man da feiert! Und was mach ich? Ich lauf mit einem T-Shirt rum. Bin ich ein nackter, frierender Podenco? Nein, ich bin ein waschechter Labrador mit jeder Menge Fell. Ich brauch keine Klamotten, ich hab Fell, F, E, L, L!

In diese Patsche geraten bin ich durch meine eigene Gutmütigkeit. Eigentlich können meinen Welpen nämlich wunderbar selbst fressen und trinken. Aber sie saugen halt so gern an meinen Zitzen. Okay, das tut wirklich doll weh, weil sie so spitze Zähnchen und scharfe Krallen haben. Aber was soll ich denn machen? Ich bin nun mal die Gutmütigkeit in Person. Also halt ich still und lass sie saugen.

Meine Menschen finden aber, dass ich langsam mal abstillen könnte. Deshalb haben sie unsere Zuchtwartin Kerstin gefragt, was man gegen das ewige Saugen der Welpen tun kann. Und Kerstin hat gesagt: „Zieht ihr ein T-Shirt an!“

Danke, Kerstin. Bis jetzt mochte ich dich wirklich gern. Aber dass ich jetzt in einem T-Shirt der New York Yankees rumlaufen muss, finde ich gar nicht lustig. Außerdem steht mir blau nicht. Ich bin ein Rot-Typ. Eigentlich hatte Ulf mir auch ein rotes Fußball-T-Shirt angezogen. Das stand mir viel besser. Aber leider war es so weit, dass die Babys immer noch einen Weg an die Zitzen gefunden haben. Deshalb musste das engere T-Shirt von Meike herhalten.

Zum Glück kommt bald wieder Besuch. Günnis Familie hatte gestern heute keine Zeit. Deshalb kommen sie heute. Und wenn Besuch da ist, muss ich das blöde T-Shirt nicht tragen. Vielleicht wird dieser Feiertag ja doch noch ein Feiertag.

 

5. April 2009

„Ruby, warum schreibst du denn gar nicht mehr in dein Tagebuch?“ Diese Frage muss ich mir in letzter Zeit immer wieder anhören. Wer so etwas fragt, hat garantiert noch keine Welpen bekommen.

Mein Alltag sieht so aus, dass ich morgens gegen vier Uhr das erste Mal aufstehe. Eigentlich will ich schon um zwei Uhr hoch, aber meine Menschen finden, dass meine Welpen langsam mal durchschlafen könnten. Um vier Uhr trainieren sie aber so sehr ihre Stimmbänder, dass ich zu ihnen darf. Anschließend schlafen wir alle noch ein bisschen, bevor es dann um sechs Uhr richtig los geht.

Was jetzt folgt, ist echter Stress: Welpen raus aus der Wurfbox. Während sie fressen (oder das tun, was sie für fressen halten), geh ich in den Garten, Futter suchen. Meine Menschen beziehen unterdessen die Box neu. Dabei versuchen sie parallel, die vielen Seen und Häufchen aufzuwischen, die meine Welpen überall hinmachen. Das sieht ziemlich witzig aus und ich glaube, ich kann mit gewissem Stolz verraten, dass meine Welpen schneller neue Seen und Häufchen machen können, als meine Menschen die alten wegwischen können.

Wenn die Kleinen dann einigermaßen satt sind, kriegen sie von mir ihre Nachtisch-Milch. Das tut ganz schön weh, denn die kleinen Monster haben nadelspitze Zähnchen und scharfe Krallen. Ich beiß sie trotzdem nicht weg. Ich glaube, ich bin einfach zu gut für diese Welt.

Nach dem Essen und Trinken wird gespielt. Dabei gibt es heftige Machtkämpfe. Momentan ist Amber die Rudelchefin, aber Finchen und Autumn sägen an ihrem Thron. Muffin überspringt die Kämpfe mit seinen Schwestern und legt sich immer direkt mit seiner Mutter an. Hab ich eben behauptet, ich sei viel zu gutmütig? Auch meine Geduld hat ein Ende. Dann wird Muffin eingenordet und weiß wieder, wo es lang geht. Günni hat eine andere Art, mit den Machtkämpfen umzugehen: Er hält sich einfach aus allem raus.

Zum Glück werden die Kleinen dann irgendwann müde. Muffin hat den Spitznamen „Dyson“ bekommen, weil er ohne Tob-Kraft-Verlust aufwacht, powert und dann plötzlich umfällt und einschläft, bis es wieder von vorne losgeht. Seine Geschwister schaffen es zumindest, erst wieder in die Wurfbox zu klettern, bevor sie einschlafen. Wenn wir gerade draußen sind, schleppen sie sich gerade noch bis aufs nächste Vetbed.

Während die Kleinen schlafen, haben wir anderen Rudelmitglieder alle Pfoten und Hände voll zu tun. Ich muss fressen, schlafen und spazieren gehen. Meine Menschen müssen die Spuren der Welpenschlachten beseitigen, den Zaun reparieren, Wäsche waschen und trocknen, Emails beantworten und natürlich auch spazieren gehen. Ach ja, Geld verdienen müssen sie zwischendurch auch noch. So vergeht die Zeit ziemlich schnell, bis die kleinen Monster wieder aufwachen und der ganze Spaß von vorne losgeht.

Zwischendurch kommen dann immer noch Besucher. Die zukünftigen Rudel meiner Welpen kommen regelmäßig vorbei. Außerdem Freunde von Ulf und Meike, der halbe Hundeverein und die ganze Nachbarschaft. Unser persönlicher Rekord liegt bei 18 Menschen an einem Tag. Ich finde das toll, denn bis jetzt hat noch jeder Besucher gewusst, was sich gehört. Dementsprechend bekomm ich jede Menge Leckerchen und nochmal so viele Streicheleinheiten.

Wenn gerade mal kein Besuch da ist und die Kleinen schlafen, müssen ihre Krallen geschnitten werden, sie brauchen Wurmkur, wir fahren zum Tierarzt oder meine Menschen bearbeiten Fotos und stellen sie ins Internet. Ach ja, dann sind da noch die zehn bis 20 Nachrichten am Tag,  die ich bei den Stadthunden krieg und die beantwortet werden wollen.

Wie war noch die Frage? Warum ich gerade nicht in mein Tagebuch schreib? Ich glaube, das liegt einfach daran, dass ich momentan nichts Spannendes erleb.

 

21. März 2009

Menschen haben so ein komisches Sprichwort. „Schadenfreude ist die schönste Freude“. Ich finde, das ist ein dummes Sprichwort. Deshalb hab ich Meike heute mal gezeigt, was ich davon halte.

Wir waren mit meiner Freundin Rêver und ihrem Rudel spazieren. Mittlerweile sind meine Welpen so groß, dass sie ruhig mal eine Stunde mit Ulf allein bleiben können. Deshalb konnten wir zum ersten Mal ein bisschen weiter weg fahren. Ehrlich gesagt hängt mir der Park vor unserer Haustür auch langsam zum Hals raus.

Anni hat ein tolles Gelände mit einem ganz langen Bach gefunden. In den sind Rêver, Bruni und ich erst mal reingehüpft und sind ihn dann immer wieder auf und ab gerannt. Das hat Spaß gemacht! Die wasserscheue kleine Pepper stand am Rand und hat vehement ihre Retriever-Gene verleugnet.

Irgendwann mussten wir leider wieder raus aus dem Wasser. Zugegeben, wir sahen aus wie kleine Schweine. Christiane war nicht so glücklich, weil sie gerade ihr Auto sauber gemacht hatte. Außerdem hatte sie keine Hundehandtücher dabei. Meike auch nicht. Da haben die beiden wohl in der Gebrauchsanleitung für Retrevier etwas überlesen.

Auf dem Rückweg hat Christiane dann Rêver erzählt, dass sie zuhause gleich unter den kalten Wasserschlauch muss, weil Christiane nicht nur das Auto, sondern auch die Wohnung geputzt hatte. Anni und Meike haben sich währenddessen darüber unterhalten, wie praktisch doch Labbis seien. Während Rêver mit ihrem langen Goldie-Boarder-Fell unter den Wasserschlauch müsste, würden sie Bruni und mich einfach nur abrubbeln und schon wären wir wieder sauber und trocken.

Irgendwie war Meike mir ein bisschen zu schadenfroh. Außerdem ist Rêver meine beste Freundin und mit der teil ich alles. Also bin ich mal eben auf ein Feld gelaufen und hab mich in einen Misthaufen geschmissen. Bruni war leider zu langsam – oder Anni zu schnell. Kaum bin ich losgesprintet, hatte sie Bruni im Nacken gepackt und angeleint. Meike hat mich natürlich auch zurückgerufen. Aber da kam gerade eine Windböe. Deshalb konnte ich sie nicht hören.

Nachdem ich mich ausgiebig gewälzt hatte, musste ich zuhause auch duschen. Zum Glück hat Ulf sich gerade noch rechtzeitig daran erinnert, dass ich ja Mama bin. Deshalb musste ich nicht unter den kalten Gartenschlauch, sondern durfte unter die warme Dusche. Okay, aus Solidarität mit Rêver hätte ich auf den Schlauch bestehen können. Aber ich finde, jede Freundschaft hat auch Grenzen.

 

15. März 2009

Gestern war Aflames neue Familie zum ersten Mal bei uns. Sarah und Meike haben schon seit Monaten Mailkontakt und eigentlich war schon fast sicher, dass sie gut zu meinem kleinen Aflame passen würden. Jetzt wollten wir sie endlich persönlich kennen lernen.

Ich war ja ein bisschen skeptich. Nichts gen Besuch. Ich liebe Besuch. Aber eigentlich mag ich momentan keine Fremden in meiner Nähe haben. Freunde sind okay, denen kann man trauen. Aber bei Fremden weiß man nie so genau, ob die nicht doch plötzlich eins von meinen Babys in die Tasche stecken.

Dummerweise bin ich bestechlich. Sarah kam rein und fragte als Erstes, ob ich ein Würstchen bekommen dürfe. Ich liebe Würstchen! Zum Glück hat Meike ausnahmsweise ja gesagt. Damit war Sarah meine beste Freundin. Liebe geht eben durch den Magen.

Und was macht mein kleiner Aflame? Krabbelt durch die ganze Wurfbox auf Sarah zu. Die nimmt ihn auf den Arm und Flamy schläft ein. Das hat er noch nie gemacht! Eigentlich ist ein kleiner Powerwelpe, der immer nur krabbeln will und strampelt, wenn man ihn auf den Arm nimmt. Bei Sarah hat er eine halbe Stunde gelegen und sich streicheln lassen.

Damit war das Thema erledigt. Ulf hat die beiden zwar noch ein paar Stunden ausgefragt, aber als sie abends nach Hause gefahren sind, war klar, dass aus Aflame Muffin wird und er nach Kiel zieht.

Und was hat für mein Super-Herrchen den Ausschlag gegeben? Dass die beiden hunderfahren sind? Dass sie schon zwei Labbis in der Familie haben? Dass sie dicht am Wald und am Wasser wohnen? Dass Sarah den Kleinen mit zur Arbeit nehmen kann? Das war ja alles ganz nett. Aber richtig gewonnen haben sie, als sich rausgestellt hat, dass man mit Paddy über Fußball fachsimpeln kann. Männer ...

 

Sarah und Paddy aus Kiel werden Aflames neue Familie. Sie haben ihn Muffin genannt, weil sie finden, dass er aussieht, wie ein frisch gebackener Muffin.

So schön der Besuch auch war, heute genießen wir die Ruhe. Meine Babys haben den halben Tag verschlafen. Deshalb hab ich beschlossen, dass sie heute ruhig mal ein bisschen länger allein sein können. Ulf hat schon ein paar Mal versucht, mit mir einen größeren Spaziergang zu machen, aber so richtig weit weg von zuhause mochte ich noch nicht. Deshalb war Meike heute Mittag auch ziemlich überrascht, als ich sie nicht in Richtung Park, sondern zum Auto gezogen hab. Zum Glück hab ich sie so gut erzogen, dass sie versteht, was ich will. Deshalb sind wir ins Auto gestiegen und an die Wakenitz gefahren. War das schön!!! Ich bin fast eine halbe Stunde lang gerannt, hab gemoddert, geplanscht und geschnüffelt. Zum ersten Mal seit zehn Tagen war ich nicht mehr Mama, sondern einfach nur Hund.

Als wir nach Hause kamen, haben meine Babys noch geschlafen. Sie lagen noch genau dort, wo sie vor einer Stunde gelegen hatten und haben anscheinend gar nicht mitgekriegt, dass ich weg war. Deshalb konnte ich noch in aller Ruhe meine Milch trinken und ein bisschen schlafen, bevor das Mamadasein wieder los ging.

 

Warum lachen meine Menschen mich eigentlich immer aus, wenn ich Welpenmilch trink? Ich finde, der Milchbart steht mir gut.

 

14. März 2009

Heute habe ich Post bekommen. Meine erste eigene Post! Naja, ganz stimmt das nicht, denn meine Patentante Pat schickt mir regelmäßig Leckerchen mit der Post. Wenn die kommen, spring ich immer ganz aufgeregt am Briefkasten hoch. Dann wissen meine Menschen, dass ein Brief mit irgend etwas ganz besonders lecker riechendem für mich drin ist.

Aber heute habe ich meine erste Fan-Post bekommen!!! Die Kindertagesstätte „Janusz Korczak“ hat mir einen dicken Briefumschlag geschickt. Da drin waren Bilder, die die Kinder für mich gemalt haben. Greta und Rieke haben ganz tolle Bilder von meinen Welpen gezeichnet. Die kucken sie nämlich immer übers Internet an. Deshalb wussten sie genau, wie sie aussehen.

Außerdem hat Rieke mir einen pinkfarbenen Quietscheschuh geschenkt. Liebe Rieke, liebe Greta, vielen, vielen Dank für eure tollen Geschenke! In fünf oder sechs Wochen kommen meine Welpen und ich euch im Kindergarten besuchen. Dann lernen wir uns persönlich kennen. Bis dahin hoffe ich, dass ihr immer mal wieder in meine Wurfbox schaut!

So ganz geheuer ist mir das mit dem Kindergartenbesuch ja noch nicht. Ich werde alle Pfoten voll zu tun haben, um in dem Gewusel auf meine Babys aufzupassen. Aber Meike findet, dass meine Hundekinder lernen müssen, keine Angst vor Menschenkindern zu haben und Susanne, die Leiterin von Janusz Korczak, findet, dass ihre Menschenkinder lernen müssen, keine Angst vor Hunden zu haben. Und das geht natürlich mit meinen süßen kleinen Welpen perfekt.

 

Diese tollen Quietscheschuh haben mir die Kinder aus der Kita Janusz Korczak geschenkt! In ein paar Wochen fahren meine Welpen und ich zu ihnen.

 

10. März 2009

Wer mich kennt, wird sich denken können, dass ich nicht einfach irgendwelche 08/15-Welpen bekomme, sondern wunderhübsche Babys mit extrem ausgeprägten Charakteren. Jetzt haben meine Menschen die verantwortungsvolle Aufgabe, für jeden von ihnen die perfekte Familie zu finden. Das ist gar nicht so leicht – nicht weil es so wenig, sondern weil es so viele Interessenten gibt.

Amber wird ein echter Hamburger Society-Hund. Sie zieht zu Jungunternehmer Paul an die Alster. Paul hat seine „Lotti“ schon besucht und es war Liebe auf den ersten Blick. Unsere kleine Prinzessin passt perfekt zu ihm.

Es ist aber ganz gut, dass sie noch ein paar Wochen bei uns bleiben muss, denn Paul hat sich einen ganzen Stapel Fachliteratur bestellt und muss erst mal all die Bücher durchlesen, bevor Lotti bei ihm einzieht und er dann vermutlich alle seine guten Vorsätze, konsequent zu bleiben, wieder über den Haufen wirft.

Aflame geht zu Sarah nach Kiel. Sarah hat schon vor mehreren Monaten Kontakt zu uns aufgenommen. Sie hatte einen Jack-Russel-Mix, der vor kurzem gestorben ist. Weil sie bereits einen Labbi in der Familie hat, weiß sie um die Besonderheiten unserer Rasse. Sie wird sich also nicht wundern, wenn mein kleiner Flamy Pfützenhüpfen spielt. Weil sie von ihrem Jack Russel an Powerhunde gewöhnt ist, sind wir uns sicher, dass sie auch mit unserem kleinen Powerpaket gut fertig wird. Das soll übrigens wahrscheinlich Muffin heißen.

Von „Günni“ trennt Ulf sich nur höchst ungern. Er liebt den kleinen Dicken ganz besonders. Es sind ja auch nicht seine Zitzen, an denen diese Mini-Ungeheuer zerrt und zupft. Aber zu Ulfs Glück bleibt Günni in der Nähe. Er zieht zu Matze nach Bad Schwartau. Da hat er eine ganze große Familie für sich allein, die sich um ihn kümmert. Weil Matze und sein Bruder Thomas ehemalige Profisportler sind, haben wir die leise Hoffnung, dass unser Dickerchen doch irgendwann eine Taille bekommt. Einen neuen Namen hat er schon: Ruben Pfeffer. Wir finden, der passt perfekt zu ihm.

Affinity und Autumn sind unsere ganz persönlichen Lieblinge. Sie haben beide jede Menge Power. Deshalb darf eine von ihnen bei uns bleiben und Meikes Sporthund werden. Aber welche? Das wissen wir nicht so genau. Zum Glück sind wir uns immer einig. Gestern waren meine Menschen und ich gestern einer Meinung, dass Autumn bei uns bleiben soll. Heute waren wir uns immer noch einig – darin, dass wir lieber Affinity behalten.

Ganz egal, wer letztendlich bei uns bleibt, die andere geben wir erst dann ab, wenn wir uns hundertprozentig sicher sind. Und das kann dauern. Sie wird auch nur in eine ganz besondere Familie gehen – wie alle meine Welpen. Es tut mir leid, dass Meike schon so vielen Familien absagen musste, aber wir glauben, dass meine beiden Power-Mädchen nichts für kleine Kinder sind.

Vor allem hätten wir nicht gedacht, dass so viele Leute Spaß daran haben, in meine Wurfbox zu kucken. Heute waren schon über tausend Leute in meinem ganz persönlichen Dschungelcamp. Wenn das so weitergeht, werden hier bald die C-Prommis Schlange stehen, weil sie mit einziehen wollen. Nicht nein sagen würde ich bei „Marley“ und Ulf meint, er könne Jennifer Aniston ruhig mitbringen.

 

6. März 2009

So langsam, aber sicher finden wir acht vom Klosterhof unseren neuen Rhythmus. Der sieht so aus, dass meine fünf Welpen schlafen, trinken, quaken, schlafen, trinken, quaken, schlafen ... 

Meine Menschen und ich machen den Rest. Dabei habe ich die Hilfsjobs genau verteilt. Wenn ich zum Beispiel mal für kleine Hunde muss, sag ich Ulf Bescheid, damit er mit mir in den Park geht. Währenddessen muss Meike auf die Zwerge aufpassen. Ich beeil mich allerdings jedes Mal ganz doll, denn so hundertprozentig vertrau ich ihr doch nicht. Schließlich hat sie noch eine Menge anderer Jobs. Sie muss auch mein Futter anmischen – ich brauch viel Futter – und sie muss alle paar Minuten die Wurfbox neu beziehen, weil die Babys ständig Mini-Häufchen und Mini-Seen machen.

Glaubt bloß nicht, dass Ulf außer dem Spazierengehen keine Jobs hat. Er ist nämlich unser Webmaster. Und als solcher hat er heute dafür gesorgt, dass meine Babys und ich in unser ganz privates Dschungelcamp ziehen konnten. Heute Nachmittag war nämlich Christian da und hat die Webcam installiert. Ihr erinnert euch an Christian? Das ist der Mensch, der mit meiner Schwester Jule zusammenwohnt. Der wollte auf seiner Internet-Community www.stadthunde.com eine Live-Kamera in meine Wurfbox schalten.

Zum Start hatte er heute eine Überraschung für mich: Er hat nicht nur die Kamera, sondern auch Carsten Spengemann mitgebracht. Mit Carsten hab ich einiges gemeinsam: wir sind beide Schauspieler und beide Dschungelcamp-Darsteller.

Dummerweise hatte Ulf Christian schon von „Günter“ erzählt. Günter ist sein Spitzname für den Welpen mit dem blauen Punkt. Der benimmt sich irgendwie wie ein Günter – findet Ulf. Meike hat ihm verboten, den Blaupunkt Günter zu nennen.

Carsten Spengemann kam also heute zu uns und stellte sich vor mit dem Satz: „Hallo, ich bin Carsten, wer von den Kleinen ist Günni?“

Na toll. Es gab mal Zeiten, in denen jeder, der zu uns kam, sich erst mal um mich gekümmert hat. Ich bin schließlich der Star der Familie.

Zum Glück wusste wenigstens Christian noch, was sich gehört. Der war ganz begeistert von MIR, weil ICH so tolle Babys gekriegt habe. Carsten war auch begeistert – von Günni.

Der hat jetzt seinen Namen weg. Natürlich bekommt er noch einen richtigen Namen mit A, wie sich das gehört. Aber in unserer Familie (zu der auch Tante Christian gehört) wird er wohl immer Günni heißen.

Eigentlich müsste ich jetzt eifersüchtig sein. Schließlich bin ich der wahre Star. Aber Günni ist eben mein kleiner Sohn, den ich ganz doll lieb hab. Mit dem teil ich sogar den Ruhm. Außerdem hab ich es viel besser als Carsten. Der musste das Dschungelcamp mit Desiree Nick teilen.

Ansonsten haben wir aber einiges gemeinsam: Carsten wurde damals in der Dschungelprüfung von Straußen angepickt, ich werde von meinen Welpen malträtiert. Übrigens musste er heute Abend wieder nach Hause fahren. Für zwei Superstars ist eben auf Dauer in einem Wurfbox-Camp kein Platz. Er will aber demnächst wieder zu Besuch kommen. Also, lieber Carsten, du bist bei uns am Klosterhof immer herzlich willkommen.

 

Carsten Spengemann hat mich heute in meinem ganz privaten Dschungelcamp besucht.

5. März 2009

Manchmal bin ich so unberechenbar, dass ich sogar mich selbst überrasche. Gestern hatte ich gerade in mein Tagebuch geschrieben, dass ich mich frage, wann es endlich losgeht mit der Geburt, da ging es los.

Zum Glück haben meine Menschen schnell bei Micha, meinem Geburtshelfer angerufen, denn ganz so einfach war die ganze Angelegenheit nicht. Aber nach zwei Stunden harter Arbeit waren meine vier Babys da und meine Menschen glücklich.

Meike meinte dann, sie müsste schlafen gehen. Schließlich hätte sie zwei Nächte mit mir wachgelegen. Hallo? Hab ich vielleicht auch zwei Nächte wach gelegen? Und wer von uns beiden hatte obendrauf auch noch Wehen und kleine Welpen, die ihm ständig auf den Gedärmen rumgetrampelt sind? Meike? Nein. Aber gut, wenn sie meint, sie muss schlafen gehen, dann werde ich ihr schon zeigen, was sie davon hat.

Also hab ich fünf Stunden später noch einmal Wehen gekriegt. Da musste sie wieder aufstehen. Denn sonst hätte sie die Geburt meiner letzten kleinen Tochter verpasst. Micha durfte auch noch mal wiederkommen. Aber als er da war, war die Kleine schon auf der Welt.

Ein paar Stunden haben wir noch geschlafen, dann ist Ulf mit uns zum Tierarzt gefahren. Er hatte Angst, dass da noch ein Baby drin ist. Beim Röntgen haben sie dann festgestellt, dass wirklich alle Welpen meinen Bauch verlassen hatten. Was denken die denn? Habe ich es nötig, ein und denselben Trick zweimal anzuwenden?

 

Kurz nach der Geburt sahen meine Babys aus wie kleine Streifenhörnchen. Meine Menschen hatten schon den Verdacht, dass ich mit einem Ridgeback fremd gegangen bin.

 

4. März 2009

Vorgestern habe ich mein erstes eigenes Fieberthermometer bekommen. Natürlich haben wir es gleich ausprobiert. Für alle Nicht-Züchter: Normalerweise haben Hunde eine Körpertemperatur von 38 bis 39 Grad. Bevor tragende Hündinnen ihre Welpen bekommen, fällt ihre Temperatur auf circa 36,5 Grad ab. Direkt zur Geburt steigt sie dann wieder an.

Wir haben gleich mal gemessen und ich hatte nur noch 37,1 Grad. Also hat Meike gedacht, es geht jetzt bald los mit der Geburt.

Ging es natürlich nicht. Ich hab zwar die ganze Nacht auf meinem Kissen gescharrt und bin nervös im Schlafzimmer rumgelaufen, aber eigentlich wollte ich nur schon mal für den Ernstfall testen, ob meine Menschen auch wach sind, wenn es los geht. Sind sie.

Gestern morgen hatte ich dann nur noch 36,8 Grad. Normalweise ein Zeichen dafür, dass es bald losgeht. Normalerweise. Aber bin ich etwa normal? Na also.

Den ganzen Tag über hat Meike immer wieder Fieber gemessen. So langsam finde ich das doch nicht mehr so toll. Also hab ich ihr abends den Gefallen getan und meine Temperatur auf 37,8 hochgedrückt. Fünf Minuten nach dem Messen hab ich dann angefangen zu hecheln. Und was machen meine Menschen? Freuen sie sich, dass ich ihnen das gebe, worauf sie seit Tagen warten? Nein! Sie jagen mich von der Couch und stopfen mich in meine Wurfbox!

Da mochte ich aber gar nicht allein bleiben. Meike musste sich zu mir legen. Ulf hat unterdessen unseren Geburtshelfer Micha aus dem Bett geklingelt. Der hat uns im Halbschlaf erzählt, dass das erst die Vorwehen sind und die richtigen Wehen bestimmt erst am nächsten Tag kommen. Dann sollten wir ihm Bescheid sagen.

Na toll. Die ganze Nacht über hab ich gehechelt und gescharrt und gewartet, dass was passiert. Ist aber nicht. Micha hatte leider recht. Meike funktioniert übrigens ganz gut. Sie ist nicht einmal eingeschlafen.

Heute morgen war meine Temperatur dann wieder runter auf 36,7 Grad. Dafür hab ich angefangen, am ganzen Körper zu zittern. Also kurzer Anruf beim Tierarzt. Geht es jetzt endlich richtig los? Könnte gut sein. Micha kommt vorbei und tastet mich ab. Er tippt darauf, dass es morgen Abend los geht. Morgen Abend??? Spinnt der? Wir haben schon zwei schlaflose Nächte hinter uns und ich hechel mir bald die Zunge aus dem Leib. Das soll noch zwei Tage und eine Nacht so weitergehen?

Dummerweise scheint er Recht zu behalten. Mittlerweile ist es 17 Uhr und es ist immer noch nichts passiert. Ich lieg in meiner Wurfbox, hechel ein bisschen, schlaf ein paar Minuten, scharr die Decken zusammen und lauf zur Tür, um zu zeigen, dass ich in den Park möchte. Nach dem Parkspaziergang wird die Wurfbox mit neuen trockenen Tüchern ausgelegt und der Spaß beginnt von vorne. Passiert hier endlich mal was?

 

26. Februar 2009

Mittlerweile ist mein Bauchumfang auf 84 Zentimeter angewachsen und ich benehme mich so, wie es sich für eine hochschwangere Hundedame gehört.

Naja, meistens zumindest. Vorgestern waren wir mit Rêver, Bruni und der kleinen Pepper auf der Hundewiese. Rêver versteht nicht so ganz, was mit mir los ist. Zweieinhalb Jahre lang sind wir zusammen durch den Wald und über die Hundewiese gerannt, haben die Ostsee unsicher gemacht und sind über den Hundeplatz getobt (wo es eigentlich verboten ist, zu toben, aber man darf sich eben nicht erwischen lassen). Dass ich jetzt mit sieben oder acht Zwergen im Bauch nicht mehr rennen mag, versteht Rêver nicht. Deshalb hat sie mich vorgestern so lange gereizt, bis ich endlich doch mit ihr gerannt bin.

Unter uns: Eigentlich hat es ja auch Spaß gemacht. Wenn da nicht diese selbstzufriedenen Gesichter von Meike und Christiane gewesen wären. Die haben sich mit ihrem Haben-wir-es-doch-gewusst-Blick angesehen. Also musste ich sofort aufhören mit dem Rennen und sehr schwanger hinter ihnen hertrotten. Okay, ich muss zugeben, das gab einen Punkt auf Meikes Konto. Aber die ist soweit im Minus, dass es nicht wirklich etwas ausmacht.

Heute nacht habe ich dann wieder gepunktet. Ich bin nämlich aufgewacht, weil meine Babys mich getreten haben. Nun weiß ich ganz genau, dass meine Menschen immer gern ihre Hand auf meinen Bauch legen, um das Welpen-Boxen mitzuerleben. Also hab ich Meike meine feuchte Nase ins Gesicht gesteckt. Als sie endlich wach war, hab ich es auf der anderen Seite vom Bett mit Ulf genauso gemacht. Und was haben sie gesagt? „Danke Ruby, dass du uns geweckt hast und an diesem Ereignis teilhaben lässt“? Von wegen. „Ruby, es ist fünf Uhr morgens. Geh auf deinen Platz und schlaf.“

Menschen sind ja so etwas von wankelmütig. Aber gut, bin ich eben auf meinen Platz gegangen. Meine Zwerge waren auch wieder ruhig und ich bin wieder eingeschlafen. Okay, vielleicht habe ich ein klitzekleines bisschen geschnarcht. Aber ist das ein Grund, eine Stunde lang wach zu liegen und erst fünf Minuten vor dem Weckerklingeln wieder einzuschlafen? Für mich nicht!

 

Manchmal vergess ich kurz, dass ich schwanger bin. Dann tob ich wie früher mit Rêver über die Hundewiese.

 

23. Februar 2009

Schwanger sein könnte so schön sein – wenn da nicht meine Menschen wären.

Eigentlich genieße ich diese Zeit. Ich liege den ganzen Tag an der warmen Heizung und spüre, wie meine Welpen in mir wachsen. Zwischendurch schlaf ich ein bisschen, fress ein bisschen (oder ein bisschen mehr) und höre wieder ein bisschen in mich rein. Das ist das perfekte Hundedasein in der Schwangerschaft.

Leider haben meine Menschen nichts anderes zu tun, als mir einen Strich durch die Rechnung zu machen. Sie sind der Meinung, ich müsste mich viel bewegen. Dazu hab ich aber keine Lust. Also müssen sie sich etwas einfallen lassen. Ich muss zugeben, darin sind sie ziemlich gut. Sie fahren mit mir an die Ostsee und verabreden uns mit meinen besten Menschen- und Hundefreunden.

Eigentlich gibt es für mich nichts Schöneres, als mit Rêver und Bruni-Muck über die Hundewiese zu toben. Eigentlich liebe ich es auch, die kleine Pepper zu bespaßen. Eigentlich tob ich auch total gern am Strand rum. Und eigentlich spiel zu gern Hundepolizei in der Welpengruppe. Aber eben alles nur eigentlich. Uneigentlich bin ich schwanger. Und Schwangere gehören auf ihr Kissen an der Heizung.

Ich weiß gar nicht, warum meine Menschen das anders sehen. Sie faseln immer etwas von „leichter Geburt“, die schlanke, durchtrainierte Hunde haben. Ich will kein schlanker, durchtrainierter Hund sein. Ich war drei Jahre lang schlank und durchtrainiert. Jetzt habe ich einen Bauchumfang von 84 Zentimetern und wiege 31 Kilo. Habt ihr schon mal sieben zusätzliche Kilos mit euch rumgetragen und damit Sport gemacht? Ich nicht. Und ich habe auch keine Lust dazu.

Also haben wir einen kleinen Machtkampf. Ulf ist da besonders erfinderisch. Er hat zum Beispiel plötzlich ein Dummy aus der Tasche gezaubert und es geworfen. Ich liebe Dummyarbeit! Natürlich bin ich losgeflitzt und hab es geholt. Punkt für ihn.

Damit ich mich mehr bewege, geht er jetzt jeden Abend mit mir spazieren – an der Leine, damit ich nicht immer stehen bleib. Also hab ich mich einfach gestern einfach mitten auf die Straße gelegt. Punkt für mich.

Mittlerweile ist mein Punktekonto voller als seins. Meike hat so viele Minuspunkte, dass sie froh ist, wenn sie nicht mit mir spazieren gehen muss.

Zum Glück hat das alles bald ein Ende. Eigentlich sollen meine Welpen Ende nächster Woche zur Welt kommen. Aber wir glauben alle, dass sie ein paar Tage eher kommen. Sicherheitshalber werden meine Menschen heute schon mal meine Wurfbox aufbauen. Darauf freu ich mich, denn die muss ich ja ausführlich Probe liegen. Und wer Probe liegt, kann nicht spazieren gehen.

 

5. Februar 2009

Heute ist Donnerstag und donnerstags bin ich Kollege. Das heißt, dass ich mit Ulf zur Arbeit fahren darf. Heute haben wir die Mittagspause genutzt, um uns mit meiner Schwester Jule und ihrem Menschen Christian zu treffen.

Jule ist auch Kollege. Sie darf jeden Tag mit Christian ins Büro und ihm dabei helfen, die Stadthunde aufzubauen. Die Stadthunde sind eine Internet-Community, in der sich Hunde aus ganz Deutschland treffen. Die hat Christian erfunden. Jule ist der Ur-Stadthund.

Natürlich wollen Jule und Christian meine Welpen unbedingt aufwachsen sehen. Schließlich wird man nicht jeden Tag Tante. Dummerweise wohnen sie in Hamburg und wir in Lübeck. Außerdem haben die beiden mit den Stadthunden fürchterlich viel zu tun. Deshalb können sie uns nicht jeden Tag besuchen kommen. Zum Glück hatte Christian eine tolle Idee: Er bringt über meiner Wurfbox eine Webcam an. So können die beiden jederzeit ihre Nichten und Neffen sehen.

Das finden wir so toll, dass wir es nicht für uns allein behalten wollen. Auf www.stadthunde.com wird jeder, der mich und meine Welpen sehen will, uns per Internet besuchen können. Das ist nicht nur toll für alle Stadthunde-User, sondern auch für unsere Freunde und Verwandten, die auf ganz Deutschland verteilt sind.

Ob es mir nichts ausmacht, den ganzen Tag vor der Kamera zu stehen? Nein, überhaupt nicht. Das macht man so als Schauspieler, der länger keine guten Filmangebote mehr bekommen hat. Ich gebe es ja ungern zu, aber seit meiner Rolle als Ibis im Kinofilm „Underdogs“ ist es mit den Angeboten nicht mehr so doll. Ehrlich gesagt hat man mir seitdem kein einziges Drehbuch mehr geschickt. Okay, ich hab ein paar Mal gemodelt und hatte eine kleine Rolle in einem Trailer für die Stadthunde, aber da spielt Jule die Hauptrolle. Also mach ich jetzt genau das, was meine menschlichen Schauspielerkollegen auch machen. Nur dass ich eben nicht in den Dschungel geh, sondern in die Wurfbox. Und wenn mir die Welpen irgendwann auf die Nerven gehen, mach ich es wie Giulia Siegel: „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“

 

3. Februar 2009

Gestern waren wir mal wieder beim Tierarzt. Das ist immer lustig. Vor allem dann, wenn die Tierärzte fragen, wie es mir geht und meine Menschen erzählen, dass ich momentan etwas lethargisch bin. Was daran lustig ist? Naja, wenn ein Hund über Tische und Bänke turnt, an Ärztinnen hochspringt, auf den Behandlungstisch hüpft und die ganze Praxis unterhält, hat das vielleicht nicht unbedingt etwas mit Lethargie zu tun.

Gestern haben wir Friseur gespielt. Die Tierärztin hat mir den Bauch rasiert. Dann hat sie so ein komisches Zeug auf meinen Bauch geschmiert. Drei Ärzte und meine Menschen standen um mich rum. Trotzdem hat mich keiner richtig beachtet, sondern alle haben nur auf einen blöden Kasten gekuckt. Erst war es ganz still. Dann kamen komische Flecken auf dem Bildschirm und plötzlich war großes Gejohle.

Mittlerweile weiß ich, was das ganze Theater sollte: Die haben meine Babys angekuckt. Anscheinend haben meine Menschen bis jetzt nicht gewusst, dass ich tragend bin. Wir dumm sind die eigentlich? Ich tob nicht mehr, spiel nicht mehr, trag keine Stöckchen mehr und hüpf nicht mehr ins Wasser. Meinen die, das mach ich zum Spaß???

Naja, jetzt wissen sie es auf jeden Fall. Vier Babys haben sie beim Ultraschall gesehen. Das sind nicht alle. Aber wie viele es genau sind, verrat ich nicht. Man muss ja auch noch ein paar Geheimnisse für sich behalten.

Für meine Menschen reicht auch die Info, dass ich überhaupt Welpen bekomm. Ab sofort krieg ich drei Mahlzeiten am Tag. Ich werde nicht mehr zwangsbespaßt, sondern darf auch mal einfach faul an der Heizung liegen. Leider darf ich nicht mehr zum Turnierhundsport. Das ist doof, aber für eine dritte Mahlzeit muss man auch Opfer bringen. Außerdem muss ich momentan nur vor der Kellertür sitzen und hungrig kucken. Sofort öffnet sich die Tür und meine Menschen holen leckere Hundespaghetti, geräucherte Ohren, Sprossenstücke, Pansen oder andere tolle Sachen. Tragend sein ist großartig!

Leider dauert meine Schwangerschaft nur noch fünf Wochen. Dann kommen die Welpen und vorbei ist es mit der schönen Ruhe. Ich glaube, bis dahin werde ich es noch richtig genießen.

Hier seht ihr meine Babys. Okay, so fotogen wie ich sind sie noch nicht. Aber das wird noch.

 

1. Februar 2009

„Ruby, wann schreibst du denn mal wieder was Neues in dein Tagebuch?“ Diese Frage ist mir in den letzten Tagen immer wieder gestellt worden. Die Antwort ist ganz einfach: Wenn ich mal wieder was Spannendes erlebe.

In den letzten Wochen hab ich aber nichts Spannendes erlebt. Das liegt nicht etwas daran, dass mir meine Menschen keine Abenteuer bieten. Sie fahren mit mir an den Strand, verabreden sich mit meinen Freunden und machen alles, was ich sonst ganz toll finde. Aber im Moment hab ich keine Lust zu irgendwas. Ich mag nicht schwimmen und nicht rennen, ja nicht mal Podenco-ärgern bringt mir Spaß.

Das hat auch seine Vorteile. Letzte Woche waren wir mit Christiane, Rêver und Bruni-Muck auf der Hundewiese. Da hab ich nicht mit den beiden getobt, sondern bin nur durch die Gegend getrödelt. So hab ich verpasst, als sie abgehauen sind. Als sie endlich wiederkamen, war Bruni voller Sch ...

Christiane war begeistert. Sie musste den ganzen Dreck von Bruni abwischen. Der Mensch, in dessen Hinterlassenschaft Bruni sich gewälzt hat, muss Durchfall gehabt haben. Ihr könnt euch bestimmt vorstellen, wie Bruni aussah und wie sie gerochen hat. Dummerweise hatte Meike nur Taschentücher und Fensterputztücher dabei. Jetzt ist Bruni der erste Labbi, der nach Glasreiniger riecht.

Auch wenn ich meinen Menschen mit meiner Lethargie ganz schön auf die Nerven geh, hat Meike sich tierisch gefreut, dass ich dieses Mal den Anschluss verpasst habe. In unserem dreijährigen Zusammenleben ist es das erste Mal, dass ein Hund vom Spaziergang schmutzig nach Hause kommt und dieser Hund nicht Ruby heißt.

Seit ein paar Tagen gibt es aber etwas, das mich aus meiner Lethargie reißen kann. Es ist acht Wochen alt, wiegt fünf Kilo und heißt Pepper. Unser neues Rudelmitglied ist da!

Am Sonnabend haben Christiane und Meike die Kleine abgeholt. Pepper ist ein Goldie-Aussie-Mix und wohnt künftig bei Christiane, Anni und ihren Hunden. Weil Rêver, Bruni und ich ein eigenes kleines Rudel sind, gehört die Kleine automatisch auch dazu.

Rêver ist unser Rudelführer. Als solcher kann sie natürlich nicht mit Pepper spielen. Das wäre unter ihrer Würde. Sie passt aber immer ganz genau auf den Zwerg auf. Bruni ist typisch große Schwester. Sie hat Angst um ihre Position und zickt die Kleine manchmal ein bisschen an. Wenn aber keiner hinkuckt, leckt sie ihr heimlich die Öhrchen.

Solche Probleme hab ich nicht. Ich spiel gern mit der Kleinen. Sie ist zwar manchmal ein bisschen brutal und vergräbt ihre spitzen kleinen Welpenzähnchen in meinen Ohren, aber das macht nichts.

Ulf hat gestern das erste Mal gesehen, wie ich mit einem Welpen spiele. Er ist ja nicht dabei, wenn ich mit Meike im Hundeverein arbeite und wusste gar nicht, dass ich da einen so guten Job mache. Jetzt hofft er natürlich noch mehr, dass ich selbst Welpen bekomme. Heute fahren wir zum Tierarzt und machen eine Ultraschalluntersuchung. Meine Menschen sind schrecklich gespannt, was dabei rauskommt. Ich nicht, denn ich weiß es natürlich schon. Aber ich verrat es nicht!

 

Pepper ist unser jüngstes Rudelmitglied. Der acht Wochen alte Goldie-Aussie-Mix soll zusammen mit meinem Welpen ausgebildet werden. Hoffentlich werden die beiden genauso gute Freunde wie Rêver und ich!

10. Januar 2009

Heute war ich beim Friseur. Eigentlich wollte nur Meike ihre Haare schneiden. Aber Anni, die Friseurin, hat auch einen Labbi. Damit Bruni-Muck Gesellschaft hatte, durfte ich mit. Außerdem war Annis Freundin im Salon. Das ist Christiane, Meikes beste Freundin vom Hundeplatz. Und natürlich Rêver, Christianes Hund. Rêver ist meine beste Freundin im Hundeverein. Wir sechs hatten eine Menge Spaß. Die Kunden, die Hunde mochten, auch.

So ein bisschen komisch fand ich das ja schon, wie es nach Farben roch, was Meike für einen komischen Umhang anhatte und welche merkwürdigen Geräusche der Puster gemacht hat, den Anni auf Meikes Kopf gehalten hat. Aber Bruni-Muck und Rêver fanden da nichts Bedrohliches, also hab ich auch so getan, als ob ich das ganz normal finde.

Nach dem Haareschneiden waren wir noch alle zusammen auf der Hundewiese. Da ist mir ein kleines Missgeschick passiert. Ich musste mich nämlich in etwas ziemlich Leckerem wälzen. Okay, danach hatte ich lauter dunkle Flecken im Fell, aber Meike hat ja jetzt auch blonde Strähnen in den Haaren.

Dummerweise gefiel ihr mein Selbstversuch beim Haarefärben nicht so gut wie mir. Deshalb hat sie mich zuhause unter die Dusche gesteckt und die schöne Farbe mit dem leckeren Duft gleich wieder abgewaschen. Das ist so gemein! Sie kann ihre Haare färben wie sie will und was darf ich? Nichts!

Trotzdem gibt es heute auch noch etwas Schönes zu berichten: Ich bin heute morgen Tante geworden! Meine Halbschwester Kim vom Königshügel hat zwischen vier und zehn Uhr neun kleine Welpen bekommen.

Rêver und Bruni sind noch keine Tanten. Dafür werden sie heute vielleicht Schwestern. Christiane und Anni sind nach dem Haareschneiden nach Itzehoe gefahren, um einen Welpen anzukucken. Dieses Mal wollen sie keinen Labbi, sondern einen Aussie-Goldie-Mix. Der ist vier Wochen alt und könnte in vier Wochen bei ihnen einziehen. Dann wäre er drei Monate älter als mein Welpe, der bei uns bleiben soll. Vielleicht werden Rêvers kleine Schwester und meine Tochter genauso gute Freunde wie Rêver und ich. Auf jeden Fall sind unsere Menschen sich einig, dass die beiden zusammen mit dem Turnierhundsport beginnen sollen. Und natürlich kommen beide zu mir in die Welpenstunde. Da werde ich ihnen schon erzählen, wie die Welt funktioniert.

 

Das ist so gemein! Meike hat meine neue Frisur und meinen neuen Duft gleich wieder abgewaschen. Ich liebe Wasser, aber ich hasse duschen!

 

8. Januar 2009

Nachdem sie den perfekten Zeitpunkt zum Decken gefunden hatten, waren mir meine Menschen ein bisschen zu selbstsicher. Also hab ich ihnen mal einen kleinen Dämpfer verpasst.

Als ich am Montag mit Meike auf der Hundewiese in St. Hubertus war, hat sie sehr genau darauf geachtet, dass ich nicht in die Nähe von Rüden komm. Da war so ein netter Riesenschnauzer, den ich gern kennen gelernt hätte, aber ich durfte nicht. Der fand mich aber wohl auch ganz spannend. Als wir nämlich schon außer Sichtweite waren, hat er sich von seinem Frauchen losgerissen und ist zu mir gelaufen. Dann hat er keine Zeit verloren und ist gleich auf mich draufgesprungen. Meike hat geschrien und ist zu mir gelaufen. Das Frauchen von dem anderen hat nur laut gelacht. Der war nämlich kastriert.

Okay, solche Missgeschicke passieren. Beim nächsten Rüden hab ich erst gekuckt, ob noch alles dran ist, bevor ich meine Rute zur Seite gebogen hab. Aber dummerweise hatte Meike mich mittlerweile an der Leine und hat mich gleich weggezogen.

Also hat sie beschlossen, dass wir am Dienstag noch mal zu Dean fahren. Geht doch!

Dummerweise haben wir am Dienstagmorgen zwei Rüden getroffen und ich hab auf beide nicht reagiert. Okay, das eine war ein Cavalier King Charles. Den mag ich sowieso nicht. Und mal ehrlich, Labbi-Kings sind nicht gerade eine tolle Mischung. Aber für Meike war das ein Zeichen, dass ich nicht mehr steh. Unsere Zuchtwartin Kerstin und Deans Besitzerin Nicole waren derselben Meinung. Verräter! Also sind wir nicht noch mal zu Dean gefahren. Schade.

Mittlerweile ist Donnerstag und meine Läufigkeit definitiv zuende. Jetzt heißt es warten, ob es geklappt hat. Noch 23 Tage bis zum Ultraschall. Ob meine Menschen das aushalten?

 

Sonntag, 4. Januar 2009

Die letzte Nacht war gruselig. Wir hatten ein Hotelzimmer in Schönebeck, irgendwo im tiefen Osten. Das stank ganz eklig nach Rauch, dabei hat Meike behauptet, sie hätte ein Nichtraucherzimmer gebucht. Außerdem hatten meine Menschen nur eine Decke. Die ganze Nacht haben sie sich gegenseitig die Decke weggezogen und auf die durchgelegene Matratze geschimpft. Dabei waren sie so laut, dass ich auch nicht richtig schlafen konnte. Was kann ich denn dafür, dass sie kein vernünftiges Bett haben? Sie hätten es ja genauso machen können wie ich und ihr Bett von zuhause mitbringen.

Heute sind wir noch mal zu Dean gefahren. Dieses Mal ging es ganz schnell. Wir wussten ja beide, wie es funktioniert.

Auf der Nachhausefahrt hab ich dann meinen Menschen gezeigt, warum ich mir ausgerechnet diesen Tag ausgesucht hab. Sie hatten ja gedacht, dass ich kleiner Chaot an Weihnachten, am Geburtstag von Meikes Mutter, an Silvester oder Neujahr stehen würde. Aber das kann ja jeder. Wenn man wirklich für Chaos sorgen will, muss man sich den 4. Januar aussuchen. Was an dem so besonders ist? Ganz einfach: Erstens ist heute Ferienende und zweitens Wintereinbruch. Wir haben wegen Glatteis und etlichen Unfällen auf der Strecke sechs Stunden nach Hause gebraucht. Diese Fahrt werden meine Menschen bestimmt nie vergessen.

 

Sonnabend, 3. Januar 2009

Heute sind wir zu Dean gefahren. Schon die Hinfahrt war klasse. Wir haben nämlich unterwegs am Lehrter See angehalten. Der war zugefroren. Das war cool! Ich bin ganz schnell gelaufen. Dann hab ich einfach alle vier Pfoten auf die Erde gestellt. Trotzdem bin ich nicht angehalten, sondern noch etliche Meter weiter gerutscht. Am Ende hab ich dann eine 180-Grad-Drehung gemacht. Ich glaube, wenn ich irgendwann mal keine Lust mehr hab, Kollege zu sein, werde ich Ballerina.

Als wir bei den Blueberry Hills angekommen sind, hab ich mich sehr gefreut, Nicole und Dean wiederzusehen. Dean und ich sind erstmal über sein großes Grundstück getobt. Dann hab ich mich von ihm decken lassen. Das hat zwar ein bisschen weh getan, aber wenn meine Menschen es sich doch sehr wünschen, tue ich ihnen mal einen Gefallen. Ich hoffe, sie erinnern sich heute abend bei der Futterzuteilung daran.

Nicole hat sich auf jeden Fall erinnert und mir ein Stück Pansen gegeben. Das hab ich mit in ihr Welpenzimmer genommen, wo ich mich ausgeruht hab. Morgen kommen wir wieder her.

 

Freitag, 2. Januar 2009

So langsam, aber sicher werden meine Menschen nervös. Nachdem ich mich weder für kleine Christkinder noch für Silvesterknaller entschieden hab, waren wir heute mal wieder beim Tierarzt. Den letzten Target-Test hab ich Silvester aufgebraucht. Deshalb sollte heute nur ein Scheidenabstrich gemacht werden.

Heute ist der 20. Tag meiner Läufigkeit. Normalerweise stehen Hündinnen so um den 14. Tag herum. Deshalb war Meike sich sicher, dass wir heute nach Magdeburg fahren. Und tatsächlich: Der Scheidenabstrich sah ganz gut aus. Zum Glück kam gerade der Paketbote mit neuen Tests. Da haben wir schnell noch einen gemacht.

Okay, schnell ging es natürlich nicht. Schließlich geb ich so ungern mein Blut her. Achtmal musste die Tierärztin mich heute pieksen, bis endlich Blut kam. Das ist Rekord. Sie war schon ganz verzweifelt und hat mir zum Schluss sogar das Bein rasiert. Eigentlich bräuchte ich auch gar keinen Verband, weil ich kaum blute. Aber ich mag so gerne Verbände. Deshalb hab ich einen weißen mit blauen Pfötchen drauf bekommen. So einen hatte ich noch nicht.

Der Test war hellblau. Das ist schon mal ein gutes Zeichen. Aber noch kein perfektes. Die Tierärztin tippt auf Montag. Das wäre der 23. Tag. Meike hat Angst, dass das zu spät ist und hat den Familienrat befragt. Der besteht aus Tina von Amber Island, meiner Züchterin. Außerdem ist da Kerstin vom Königshügel, unsere Zuchtwartin, von der mein Papa Finn kommt. Und natürlich Nicole von den Blueberry Hills, die Besitzerin von Dean, dem potentiellen Papa meiner Babys.

Die drei Expertinnen waren sich ziemlich einig, das Montag zu spät sein kann. Also fahren wir morgen nach Magdeburg.

 

Mittwoch,24. Dezember

Eigentlich geh ich gern zum Tierarzt. Eigentlich. Uneigentlich kann es auch mal zuviel des Guten werden. Menschen mögen ja auch nicht jeden Tag Schokoladeneis.

Diese Woche waren wir schon zweimal beim Tierarzt. Erst am Montag. Da hab ich mich noch gefreut. Die Leute in der Praxis haben nämlich alle so tolle Kittel an. Da ist vorn eine Tasche drauf. Und da drin sind ... Leckerchen! Also renn ich immer mit Anlauf rein in die Praxis und spring sofort am Anmeldetresen hoch, um mein erstes Leckerchen abzuholen. Weiter ins Behandlungszimmer, auf den Behandlungstisch gehüpft und schon gibt es das nächste Leckerchen.

So war es auch am Montag. Okay, dann hat es kurz gepiekst. Aber dafür gab es noch ein Leckerchen und schon sind wir wieder nach Hause gefahren. Später hat Ulf dann mit der Tierärztin telefoniert und die hat gesagt, es sei noch alles blau. Blau? Ist die farbenblind? Mein Blut ist rot!

Heute ist Heiligabend. Andere Hunde schlafen an so einem Tag aus und träumen schon mal davon, wie sie es schaffen, den Weihnachtsbraten aus dem Ofen zu klauen. Und ich? Ich musste um halb acht aufstehen und schon wieder mit Ulf zum Tierarzt fahren.

Nach der üblichen Tresen-hoch-hüpf-Leckerchen-fress-in-Behandlungszimmer-lauf-auf-Tisch-spring-Leckerchen-fress-Arie wollte die Tierärztin schon wieder mein Blut. Ich fand, sie hat vorgestern genug gekriegt. Dreimal hat sie mich gepiekst, aber mein Blut nicht gekriegt. Deshalb mussten Ulf und ich erst mal spazieren gehen, damit ich richtig wach werde und mein Blut fließt. Hat aber nicht geholfen. Die Ärztin musste noch dreimal pieksen, bis sie endlich Blut zapfen konnte.

Eine Stunde später hat sie dann zuhause angerufen und gesagt, dass immer noch alles blau ist. Wie gesagt, mit Farben hat sie es nicht so.

Apropos Farbe: Die Tierärztin hat mir einen rosa Verband ums Bein gewickelt. Ich liebe Verbände! Kleiner Tipp an alle Artgenossen: Vor den Menschen setzen, verbundenes Pfötchen heben und Leidensmiene aufsetzen. Das ist ein Garant für Streicheleinheiten, Leckerchen und Mitleidsbekundungen. Klappt immer.

Ulf hat gesagt, wir haben Glück, denn nun müssen wir Weihnachten nicht nach Magdeburg fahren. Nach Magdeburg? Was wollen wir denn da? Ich will zuhause bleiben. Da liegen meine Geschenke unter dem Tannenbaum und da kommt der ganze Besuch, der mir bestimmt noch mehr Geschenke mitbringt.

Meike meinte, mein kleiner Bruder Uncas hätte recht gehabt. Ich wäre eben nicht der Typ für Christkinder, sondern eher der für Silvesterknaller. Eigentlich sind meine Menschen ja ganz nett. Aber manchmal reden sie auch eine Menge Quatsch, den kein Hund versteht.

 

Seht ihr das rosafarbene an meinem Bein? Das ist ein Verband! Sechsmal hat die Tierärztin mich gepiekst, um rauszufinden, ob ich Christkinder oder Silvesterknaller bekomm.

 

Sonntag,14. Dezember

Heute bin ich ziemlich genervt. Ich bin läufig.

Läufig sein, ist so ziemlich das Dümmste, was einem Hund passieren kann. Denn erstens muss ich dann so eine doofe Hose anziehen. Die mag ich gar nicht. Zuhause geht es ja gerade noch. Aber einmal ist Ulf mit mir auf die Straße gegangen und hat vergessen, mir die Hose auszuziehen. Wie peinlich!

Zweitens darf ich, wenn ich läufig bin, nicht in den Hundeverein. Am allergemeinsten ist, dass Meike trotzdem hinfährt. Sie denkt wahrscheinlich, ich merk es nicht, aber sie zieht ihre Hundeplatz-Hose an und ihre Hundeplatz-Jacke. Dann fährt sie ohne mich weg und wenn sie wiederkommt, riecht sie nach all den kleinen Welpen. Das ist so gemein! Warum heißt ein Hundeverein eigentlich Hundeverein? Genau, weil es ein Verein für Hunde ist. Für HUNDE! Bin ich ein Hund? Ja. Ist Meike ein Hund? Nein.

Normalerweise sind meine Menschen ziemlich genervt, wenn ich läufig bin. „Ruby, geh nicht auf den Teppich“, „Ruby, du bleibst an der Leine“, „Ruby, mach dies nicht“ und „Ruby, mach das nicht“. Dieses Mal ist alles anders. Okay, die dumme Hose muss ich wieder anziehen. Aber meine Menschen sind total lieb zu mir und reden immer davon, dass wir bald zu Nicole von den Blueberry Hills fahren. Ich mag Nicole. Und sie mag mich. Außerdem hat sie ganz viele Labbis. Mein Freund Dean wohnt auch bei ihr. Den mag ich besonders gern. Hoffentlich muss ich da meine Hose nicht anziehen.

 

Sonntag,07. Dezember

Heute ist mir ein Missgeschick passiert.

Ulf und ich waren an der Wakenitz. Da haben wir Pelle getroffen, einen acht Monate alten Labbi-Doggen-Mix. Mit dem musste ich erst mal ordentlich toben. Dann kamen noch zwei Möpse, die uns hinterhergelaufen sind. Natürlich mussten wir deshalb noch schneller laufen. Wir können uns ja nicht von Möpsen einholen lassen.

Irgendwann mochte ich nicht mehr laufen. Pelle sieht nämlich aus wie ein Labrador, ist aber so groß wie eine deutsche Dogge. Also riesig. Es ist ganz schön anstrengend, mit seinen langen Beinen mitzuhalten. Das konnte ich aber natürlich nicht zugegeben. Also hab ich eine ganz wichtige Buddelstelle gefunden. Pelle ist natürlich drauf reingefallen und wir haben ein bisschen um die Wette gebuddelt. Dann waren wir so schmutzig, dass wir erst mal ins Wasser mussten. Ist doch logisch, oder? Und als wir aus dem Wasser kamen, mussten wir uns natürlich trocken rennen. Auch logisch.

Nur dann ist mir das Missgeschick passiert. Uns kam nämlich eine Frau entgegen. Erst hab ich sie gar nicht beachtet, weil Pelle viel spannender war als irgendein Mensch. Aber dann hat sie plötzlich lustige Geräusche gemacht und die Arme hoch gerissen. Da hab ich gedacht, sie freut sich, mich zu sehen und bin ein bisschen an ihr hochgehüpft.

Dummerweise hatte sie gar nicht vor Freude gequietscht, sondern vor Angst geschrien. Woher soll ich denn wissen, dass jemand vor MIR Angst haben kann?

Ein bisschen stolz hat es mich ja schon gemacht, denn bisher hatte noch nie jemand Angst vor mir. Aber ich war eben ein bisschen nass und ein bisschen schmutzig. Und vielleicht ist die Frau jetzt auch ein bisschen nass und auch ein bisschen schmutzig. Zumindest hat sie jetzt unsere Telefonnummer ...

 

 

Sonnabend, 29. November

Juhu, es hat geschneit!!! Heute morgen sind wir aus der Tür gekommen und die ganze Welt war weiß.

Das ist doch nichts Besonderes? Ist es schon, wenn man noch keine drei Jahre alt ist und in Lübeck lebt. Dann hat man nämlich noch nie richtigen Schnee erlebt.

Mein kleiner Bruder Uncas ist erst fünf Monate alt. Trotzdem hat er schon vor einer Woche Schnee gesehen. Das ist gemein! Ich bin die große Schwester, die ihm die Welt erklärt. Natürlich hat er gleich mit seinen Schnee-Erfahrungen angegeben. Das kann ich doch nicht auf mir sitzen lassen!

Aber jetzt hab ich selbst Schnee gesehen. Und ich muss zugeben, das er wirklich lustig ist. Man kann ihn mit der Nase vor sich herschieben. Dann wird er zu einem kleinen Berg und man muss niesen.

Aber Schnee stellt kleine Hunde auch vor große Probleme. Wenn ich nämlich morgens raus komm, muss ich immer erst mal einen See machen. Aber wie soll ich das machen, wenn auf dem ganzen Boden ein weißer Teppich liegt? Ich darf nicht auf Teppiche pieschen!

Zum Glück haben wir dann einen großen Baum gefunden, unter dem kein Schnee lag. Da konnte ich endlich mein Geschäft machen.

Danach konnte ich mich endlich auf den Schnee konzentrieren. Wir sind dann auf eine kleine Wiese gegangen. Da bin ich erst mal gerannt, gerannt und gerannt. Plötzlich war die Wiese zu Ende. Ich wollte wie immer einen Haken schlagen und zurücklaufen. Aber plötzlich sind mir die Füße weggerutscht. Der blöde Schnee ist total glitschig! Beinahe wäre ich hingefallen. Ich habe gerade noch in letzter Sekunde die Kurve gekriegt.

Wenn ich es zusammenfasse, muss man von Schnee niesen, man weiß nicht mehr, wo man sein Geschäft machen soll und man rutscht aus. Lieber kleiner Uncas, ich glaube, du kannst deinen Schnee für dich behalten. Ich finde ihn doch nicht so toll.

 

 

Donnerstag, 27. November

Heute ist Donnerstag. Donnerstag ist momentan mein Lieblingstag. Denn donnerstags bin ich Kollege. Und Kollege sein bedeutet, jede Menge Leckerchen zu bekommen.

Ulf hat natürlich wieder versucht, mich durch den Hintereingang rein zu lotsen. Was für ein Quatsch. Denn wenn keiner weiß, dass ich da bin, kann doch auch keiner kommen und mir Kekse bringen.

Zum Glück hat Frau Meier an der Rezeption aufgepasst und uns gleich abgepasst. So bin ich doch noch zu meinem zweiten Frühstück gekommen. Frau Meier hat nämlich einen Goldie. Die weiß, was Retriever brauchen.

Wir sind dann über die Baustelle gelaufen. Da hat Ulf erst mal Ärger gekriegt, weil ich keinen Helm auf und keine Sicherheitsschuhe an hatte. Ihr habt noch nie einen Hund mit Bauhelm und Sicherheitsschuhen gesehen? Ulf auch nicht. Aber er hat selbst die Regel aufgestellt, dass ohne Helm und Schuhe keiner auf die Baustelle darf. Da hat er also selber schuld. Ich bin ja mal gespannt, wo er einen Hunde-Helm herkriegen will.

Aber vielleicht war er gar nicht wegen des fehlenden Helms genervt, sondern weil wir so lange gebraucht haben, bis wir endlich in seinem Büro waren. Dabei waren es bloß 35 Minuten vom Auto bis zum Schreibtisch. Wenn man bedenkt, wie viele Leute ich zwischendurch begrüßen musste, finde ich das ziemlich schnell.

Heute Mittag waren wir dann in einer Freilaufzone. Mit vier Hunden gespielt, vier davon platt gespielt. Okay, ich hatte schon bessere Tage. Aber für meinen Einstieg in Hamburg ganz okay.

Wir hatten auch nicht so viel Zeit, denn ich musste noch in die Chefetage. Ich weiß gar nicht, warum manche Menschen schon weiche Knie kriegen, wenn sie nur das Wort „Chefetage“ hören. Vielleicht liegt es daran, dass sie nur zwei Beine haben. Ich bin jedenfalls schnurstracks auf meinen vier Beinen zu den Sekretärinnen Frau Kügler und Frau Heger gelaufen. Die haben mir einen Ball geschenkt. Kennt ihr das Sprichwort mit dem Wald?

Den Betriebsrat hab ich auch noch kennen gelernt. Der hat auch einen Goldie. Gibt es denn in dieser Firma nur Fellmonster-Besitzer? Herr Offermann scheint seinen aber zu mögen. Er kriegt nämlich demnächst noch einen zweiten dazu. Der Mini-Goldie ist erst am letzten Freitag geboren, es dauert also noch ein paar Wochen, bis er in seine neue Familie zieht. Aber sobald er alt genug ist, werde ich ihm mal erzählen, wie man ein guter Kollege wird. 

 

Mittwoch, 19. November

Ups, da hab ich ja was gesagt! Am Sonntag hab ich in mein Tagebuch geschrieben, wenn Ulf bei Regen hätte zuhause bleiben wollen, hätte er sich einen Podenco anschaffen müssen. Das gab gleich Ärger von der Podenco-Front aus der Nachbarstraße.

In unserer Nähe wohnen nämlich Sven und Ronja mit ihren „Hunden“. Ich mag die beiden, weil sie mir immer leckere Sachen mitbringen. Außerdem war Svens Hund Bengie bei mir in der Welpenstunde. Bengie ist ein echter Hund. Er hat Fell.

Ronja hat drei ganz komische Tiere, von denen sie steif und fest behauptet, es seien auch Hunde. Aber Hunde haben einen Kopf, der dicker ist als ihr Hals, sie passen nicht durch einen Briefschlitz und sie haben Fell. Das alles haben Ronjas Hunde nicht. Die kommen nämlich aus Spanien. Und in Spanien werden Hunde anscheinend mit der Post verschickt. Warum sonst sind sie so dünn?

Versteht mich nicht falsch. Ich mag Ronjas „Hunde“. Okay, Don Pablo grummelt mich immer an und Elise sieht genauso aus wie der Ameisenbär aus dem rosaroten Panther, von dem sie ihren Namen hat (sie ist nur nicht blau). Sonst ist sie aber ganz nett. Wenn sie nicht gerade nach mir schnappt. Das hat sie mal getan, als Ulf und ich sie im Wald gefunden und gerettet haben. So haben wir übrigens Ronja kennen gelernt.

Aber Ella mag ich wirklich. Ella ist erst ein paar Wochen bei Ronja. Sie ist als kleiner Welpe aus Spanien gekommen und ist taub. Weil sie unter ihren weißen Härchen fast nackt ist, muss sie draußen immer ein Mäntelchen anziehen. Das sieht vielleicht albern aus! Aber vielleicht ist es auch ganz gut so, denn Ella glaubt jetzt bestimmt, die Leute lachen über ihren Mantel, dabei lachen sie in Wirklichkeit über das, was unter dem Mantel steckt.

Ella hat nämlich nicht nur viel zu große Ohren an einem viel zu kleinen Kopf. Sie hat auch noch Hinterbeine wie Froschschenkel, die sie gern in komische Positionen verrenkt. Ihr seht, Ella hat Freunde bitter nötig. Zum Glück hat sie mich. Ich nehm sie gern in Schutz und erzieh sie nebenbei ein bisschen.

Und was ist nun der Dank? Als wir am Sonntag vom Dummytraining zurückkamen, mussten Bengie und ich auf dem Flur liegen bleiben, bis wir trocken waren. Und Ella? Die musste nur einmal mit einem Taschentuch abgetupft werden. Dann waren ihre paar Fusseln trocken. Sie durfte mit ins Wohnzimmer. In MEIN Wohnzimmer! Ist das nicht eine himmelschreiende Ungerechtigkeit? Und dann spaziert dieses ungezogene kleine Podenco-Mädchen auch noch über meine Couch, frisst meine Straußenleckerchen und legt sich auf mein Kissen!

Die Welt ist ungerecht. Im nächsten Leben werde ich auch Podenco. Dann muss ich mich nicht mehr benehmen, steck mir die Hinterläufe in den Mund und stapf über die Couch. Obwohl ... dann müsste ich entweder auch so lächerliche Mäntelchen tragen oder frieren. Ich wäre klapperdürr und fast nackt. Mit Schwimmen, Matschen, Moddern und all meinen anderen Lieblingsbeschäftigungen wäre dann Schluss.

Ich glaube, ich bleib doch lieber, was ich bin: Ein handfester Labbi mit genügend Fell und isolierendem Fett, um bei jedem Wetter Spaß zu haben.

 

Sonntag, 16. November

„Ruby, am Wochenende machen wir Dummyarbeit.“ Die ganze Woche über hat Ulf mir das versprochen.

Am Sonntagvormittag hat es geregnet. Meike und ich waren nur kurz Brötchen holen und sind klitschenass nach Hause gekommen. Da hat Ulf gemeint, dass die Dummyarbeit wohl ins Wasser fällt.

Ins Wasser fällt??? Was soll das denn heißen? Ich bin ein Labrador. Und Labradore kennen kein schlechtes Wetter. Wenn Ulf bei Regen hätte zu Hause bleiben wollen, hätte er sich einen Podenco anschaffen können.

Also hat er bei den Menschen von meiner Freundin Ginger angerufen und wir haben uns an der Wakenitz verabredet. Okay, als wir losgefahren sind, hat es gerade nicht geregnet. Aber Meike hatte trotzdem ihre Regensachen und Gummistiefel an. Gingers Frauchen Nina auch. Meine Patentante Pat kam in Jeans und Ulf hatte nicht mal eine Jacke an.

In dem Moment, in dem wir an der Wakenitz ankamen, fing es an zu regnen. Okay, es hat nicht so ein bisschen geregnet, sondern ganz schön gegossen und gestürmt. Aber habe ich mich beschwert? Nein, natürlich nicht. Hat Ginger sich beschwert? Auch nicht. Wir wollten Dummyarbeit machen!

Also hat Ulf Nina erklärt, wie das geht. Ginger ist nämlich sehr gut in der Dummyarbeit (fast so gut wie ich), aber bisher hat nur Ulf mit ihr gearbeitet. Jetzt sollte Nina es auch lernen.

Obwohl unsere Menschen extrem motivationslos geworfen haben, haben Ginger und ich unser Bestes gegeben. Dabei hatten wir keine Regenjacken, sondern waren pitschenass. Na und? Wir sind dann auch noch eine Runde baden gegangen. Natürlich wieder Mal ohne die Menschen. Erst jammern sie „ich bin nass bis auf die Haut“. Wenn sie wirklich so nass sind, können sie doch auch noch eine Runde mit uns schwimmen, oder?

Aber nein, den Herrschaften war kalt und sie mussten wieder nach Hause. Ganze drei Dummys durften wir holen. So ein blöder Sonntag!

 

Mittwoch, 11. November

Im Laufe meines Lebens habe ich schon viele Job gehabt. Bei den Dreharbeiten zu „Underdogs“ war ich Schauspieler, wenn Meike Reportagen über Hunde schreibt, bin ich Fotomodel und im Hundeverein arbeite ich als Welpenerzieher. Heute hab ich einen neuen Job gekriegt.

Es fing damit an, dass Ulf mich morgens ganz früh geweckt und gesagt hat, ich sei heute sein „Kollege“. Ich wusste zwar nicht, was das ist, aber ich hab genau gesehen, wie er eine große Tüte mit Leckerchen eingesteckt hat. Da hab ich beschlossen, dass Kollege ein toller Job ist. Genau richtig für so einen Multitasking-Hund wie ich es bin.

Wir sind dann mit Nina nach Hamburg gefahren. Nina ist Gingers Frauchen und Ulfs Fahrgemeinschaft. Ihr Auto ist ein Mini. Der hat auch nur einen Mini-Kofferraum. Deshalb durfte ich auf die Rücksitzbank. Cool, was? Ich hab mich extra ganz gerade hingesetzt, damit auch jeder sieht, dass ich auf einem Menschenplatz sitz. Nur auf der Autobahn hab ich mich doch lieber hingelegt, weil das draußen alles so schnell vorbeigerauscht ist.

In Hamburg hat Ulf mich dann mit in die Berufsgenossenschaft genommen. Das ist ein riesiges Gebäude, dass er gerade saniert. Da sind ganz viele Handwerker, die müssen alle machen, was er sagt. Und natürlich heute auch, was ich sag, denn ich bin ja sein Kollege.

Wir sind dann allerdings durch den Hintereingang reingegangen, damit mich keiner sieht. Was für eine blöde Idee von Ulf. Ich musste nur die ersten Leute begrüßen, die in sein Büro kamen und schon wusste das ganze Haus, dass ich da bin. Da hätte er mich auch gleich vorne mit reinnehmen können.

Ulf ist dann irgendwann auf seine Baustelle gegangen. Ich bin im Büro bei seinen anderen Kollegen Olivia, Icke und Hendrik geblieben und hab die mit meinem quietschenden Eisbären genervt. Als Ulf von der Baustelle zurück kam, hatte er es ganz eilig, weil er zum „Jour Fixe“ musste. Das ist eine Besprechung, die er jede Woche mit seinen Handwerkern hat. Weil er schon so spät dran war, wollte er mich nur ganz kurz knuddeln und dann wieder los. Aber ich war weg!

Ulf musste trotzdem zum Jour Fixe. Da waren Olivia und die ganzen Handwerker und ... ich!

Ich hab dann natürlich alle Leute um den kleinen Finger gewickelt. Die haben an dem Tag alle gemacht, was wir gesagt haben. Deshalb darf ich jederzeit wieder mitkommen. Ich bin nämlich gut für das Betriebsklima. Durch den Hintereingang muss ich dann auch nicht mehr rein, sagt Ulfs Chef.

Von all meinen bisherigen Jobs ist Kollege der tollste. Da muss man nichts machen außer niedlich zu kucken und schon kriegt man den ganzen Tag Leckerchen. Ich glaube, ich bin jetzt öfter Kollege.

 

 

Sonntag, 2. November

Es ist geschafft! Ich bin geprüfter Begleithund! Über zwei Jahre haben Meike und ich dafür trainiert. Eigentlich war es klar, dass wir das schaffen – mir zumindest. Meike hatte bis zum Schluss Angst, dass es nicht klappt. Und beinahe wäre es noch schief gegangen.

Die Prüfung fängt nämlich damit an, dass der Hund an einem bestimmten Punkt „abgelegt“ wird und da etwa zehn Minuten liegen bleibt. Eigentlich für mich überhaupt kein Problem – normalerweise. Am Sonntag mochte ich mich aber an genau diesem markierten Punkt nicht hinlegen. Das hab ich Meike auch sehr deutlich gezeigt, indem ich auf ihr „Platz“ nicht reagiert hab. Sie hat aber drauf bestanden. Okay, hab ich mich eben hingelegt. Aber nur kurz. Dann bin ich aufgestanden, um ihr zu sagen, dass ich dort wirklich nicht liegen kann.

Tja, da waren zehn Punkte weg. Da kann ich doch nichts für. Meike hätte mich auch einfach einen Meter weiter ablegen können. Da wäre ich liegen geblieben. Trotzdem war es ein bisschen blöd, weil wir so mit 50 statt 60 Punkten in die Prüfung gestartet sind. Und bei 41 Punkten ist man durchgefallen. Also hab ich mich ganz doll angestrengt. Sogar in der Freifolge, die sonst nicht so mein Ding ist. Natürlich haben wir es doch noch geschafft.

Die Hunde, die nach mir kamen, fanden den Ablegeplatz übrigens genauso doof wie ich. Deshalb ist Meike auch nicht mehr böse auf mich.

Ulf war sowieso nicht böse, sondern stolz. Er hat Meike eine sms geschickt, in der stand: „Ein gutes Pferd springt nicht höher, als es muss.“ Ein Pferd??? Hallo??? Ich bin ein Hund. Sein Hund. Und nach zweieinhalb Jahren mit mir sollte er das langsam wissen. Außerdem durften wir bei der Begleithundprüfung gar nicht springen. Das hätte ich auch viel besser gekonnt, als blöd neben meinem Menschen herzutrotten.

 

 

Sonnabend, 1. November

Heute morgen kam der Postbote. Den mag ich, weil er mir immer was Leckeres mitbringt. Dieses Mal hatte er nur einen großen Umschlag für meine Menschen. Als sie den aufgemacht haben, haben sie sich ganz doll gefreut. Da drin war ein Blatt Papier, auf dem stand „Zwingerschutz“.

Keine Ahnung, was das ist, aber toll war es trotzdem, denn ich hab zur Belohnung ein superleckeres Stück Straußenfleisch gekriegt. Ich liebe Straußenfleisch! Was an dem „Zwingerschutz“ so toll ist, weiß ich immer noch nicht. Aber wenn es dafür Straußenfleisch gibt, könnten wir jeden Tag einen Zwingerschutz kriegen.

 

 

Sonnabend, 25. Oktober

In den letzten Wochen war es bei uns ganz schön stressig. Ständig kamen komische Pakete mit Sachen, die ich nicht kenn. Die rochen aber alle langweilig. Meine Menschen haben riesige Holzplatten angeschleppt, gesägt und mitten im Esszimmer eine komische Kiste gebaut. Das war ein bisschen merkwürdig.

Heute haben wir dann Besuch gekriegt. Kerstin, Eric und Joy waren da. Kerstin ist die Zuchtwartin aus unserem Verband, Eric ihr Sohn und Joy einer von ihren Hunden. Ich mag alle drei, aber Joy am liebsten. Wir haben im Garten getobt und die ganzen Pflanzen aus unserem Teich geholt. Dafür gab es gar keinen Ärger. Komisch. Eigentlich ist das streng verboten. Aber egal. Manchmal muss man einfach seine Klappe halten und die tollen Sachen so hinnehmen.

 

Meine Menschen haben lange am Tisch gesessen und irgendwas geschrieben. Dann hat Kerstin sich die komische Kiste und unsere ganzen Einkäufe angekuckt. Anschließend hat sie auf einem Zettel „vorbildlich“ angekreuzt. Das muss was ganz Tolles sein, denn meine Menschen haben sich doll freut. Und wenn die sich freuen, freu ich mich auch immer.

Als Kerstin weg war, sind Meike und ich auf den Hundeplatz gefahren, um den Straßenteil für die Begleithundprüfung zu üben. Der war wirklich albern. Da wird gekuckt, ob ich einen Radfahrer anbell, wenn er zu dicht an mir vorbei fährt, ob man mich ein paar Minuten an einer befahrenen Straße anbinden kann oder ob ich anspring, wenn ein Jogger zu dicht kommt. Hab ich natürlich nicht gemacht. Bin doch kein Anfänger ...

 

 

Sonnabend, 18. Oktober

Heute war unser Flutlichtturnier im Hundeverein. Da kommen Hunde und Menschen aus ganz Norddeutschland zu uns nach Lübeck, um auf unserem Platz Turnierhundsport zu machen. Das geht erst nachmittags los und dauert bis ganz spät abends. Das machen die nur, damit sie unsere tolle Flutlichtanlage zeigen können. Menschen ...

Meike und ich sind erst HLT gelaufen. Zwei fehlerfreie Läufe. Das ist uns noch nie passiert. Ich glaube, ich war fast zu gut. Alle waren ganz überrascht von mir. Warum eigentlich? Ich konnte das schon immer. Ich hatte nur bis jetzt auf den Turnieren keine Lust, es zu zeigen. Dieses Mal hatte ich nichts anderes vor. Da kann man seine Energie auch mal auf solche Sachen konzentrieren.

 

Später bin ich dann mit meiner Freundin Rêver und unseren Menschen zusammen Shorty gelaufen. Ich war wieder zweimal fehlerfrei. Leider war Rêver schrecklich aufgeregt und hat ein paar Fehler gemacht. Ich hab dann mal ein ernstes Wort mit ihr geredet. Das hat geholfen.

 

Im letzten Wettbewerb, dem QSC haben wir beide die erste KO-Runde geschafft. Leider bin ich in der zweiten Runde rausgeflogen. Ich war zwar wieder fehlerfrei, aber Meike zu langsam. Mit Ulf hätte ich ohne Probleme gewonnen. Aber egal. Ich bin vorher noch nie auf einem Turnier fehlerfrei gelaufen und heute gleich sechsmal.

 

Hoffentlich glaubt Meike jetzt nicht, dass das immer so geht. Ich werde schon dafür sorgen, dass ich die „Anna Kurnikova des Hundesports“ bleibe. Den Namen hat Ulf mir gegeben: Nie ein Turnier gewonnen, aber immer die Schönste auf dem Platz.